Der Verein Fairunterwegs, ein langjähriger Verfechter eines sozial und ökologisch verantwortungsvollen Tourismus, stellt seine Tätigkeit ein. Nach 48 Jahren Engagement hat der Vorstand beschlossen, alle Arbeitsverhältnisse zum Jahresende zu beenden und den Mitgliedern die Auflösung des Vereins vorzuschlagen. Hauptgrund für diesen Schritt ist die fehlende nachhaltige Finanzierung der Vereinsaktivitäten.
Wichtige Punkte
- Fairunterwegs beendet nach 48 Jahren seine Tätigkeit.
- Der Vorstand beantragt die Auflösung des Vereins aufgrund finanzieller Schwierigkeiten.
- Dem Verein fehlen 170'000 Franken durch den Rückzug wichtiger Förderer.
- Eine ausserordentliche Mitgliederversammlung entscheidet am 12. November über die Auflösung.
Ein Pionier des nachhaltigen Tourismus
Seit seiner Gründung im Jahr 1977, damals noch unter dem Namen «Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung», hat sich Fairunterwegs konsequent für Menschenrechte und eine nachhaltige Entwicklung im Tourismussektor eingesetzt. Der Verein hat sich stets kritisch mit Fehlentwicklungen auseinandergesetzt.
Er zeigte auf, dass menschen- und umweltfreundliches Reisen zu nachhaltigem Glück beitragen kann. Diese Pionierarbeit prägte über Jahrzehnte die Diskussionen um ethische und ökologische Standards im Reisebereich. Der Verein war eine wichtige Stimme für verantwortungsvolles Reisen.
Faktencheck
- Gründung: 1977 als «Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung».
- Kernanliegen: Einhaltung der Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung im Tourismus.
- Dauer des Engagements: 48 Jahre.
Finanzielle Herausforderungen
Die Entscheidung zur Auflösung ist das Ergebnis einer anhaltend angespannten finanziellen Lage. Laut eigenen Angaben kämpft Fairunterwegs seit mehreren Jahren mit dieser Situation. Trotz Bemühungen, neue Tätigkeitsfelder zu erschliessen und Kooperationen aufzubauen, konnte die finanzielle Lücke nicht geschlossen werden.
Ein wesentlicher Faktor ist der Rückzug der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) sowie anderer Entwicklungsorganisationen. Diese Organisationen hatten den Verein seit seiner Gründung finanziell unterstützt. Ihr Rückzug führte zu einem Fehlbetrag von 170'000 Franken.
«Der Vorstand hat auch die Weiterführung mit einer stark reduzierten Geschäftsstelle geprüft, kam aber zum Schluss, dass Fairunterwegs mit noch weniger personellen Ressourcen seinen Vereinszweck nicht erfüllen kann.»
So heisst es in der Medienmitteilung des Vereins. Die Erfüllung des Vereinszwecks wäre mit den verfügbaren Mitteln nicht mehr gewährleistet gewesen.
Auswirkungen des Finanzierungsstopps
Der Finanzierungsstopp der Deza für Sensibilisierungsarbeit im Inland und der allgemeine Spardruck in der Entwicklungszusammenarbeit hatten weitreichende Folgen. Die Hälfte des durchschnittlichen Jahresertrags von 340'000 Franken musste plötzlich durch andere Finanzierungsquellen gedeckt werden.
Trotz intensiver Suche in der Tourismuswirtschaft und Fundraising-Projekten zur Förderung der Nachhaltigkeit im Tourismus gelang es nicht, diese fehlenden Mittel zu generieren. Die Einnahmen reichten nicht aus, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Hintergrundinformationen
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist das Kompetenzzentrum der Schweizer Regierung für internationale Zusammenarbeit. Ihre Finanzierungsentscheidungen haben oft weitreichende Auswirkungen auf Non-Profit-Organisationen, die sich in ähnlichen Bereichen engagieren.
Der Weg zur Auflösung
In dieser kritischen Situation sah sich der Vorstand gezwungen, die Schliessung der Geschäftsstelle und die Auflösung des Vereins zu beantragen. Diese Entscheidung wird nun den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt.
Eine ausserordentliche Mitgliederversammlung findet am 12. November statt. Dort werden die Mitglieder über den Antrag des Vorstands entscheiden. Dies markiert das Ende einer fast fünfzigjährigen Geschichte des Engagements für einen verantwortungsvollen Tourismus.
Blick in die Tourismusbranche
Die bevorstehende Auflösung von Fairunterwegs fällt in eine Zeit, in der die Tourismusbranche selbst vor grossen Herausforderungen steht. Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel und die Anpassung an neue Gegebenheiten sind präsenter denn je.
- Das Wintersportgebiet Splügen-Tambo plant die Auslagerung seiner Beschneiungsinfrastruktur, um die Zukunft des Skigebietes zu sichern.
- Das Projekt «Ticino365» des Kantons Tessin zielt darauf ab, die Saisonalität des Tourismus zu brechen und Herbst sowie Winter stärker in den Fokus zu rücken.
- Im Unterengadin rückt ein neues Hotelprojekt mit rund 130 Zimmern näher, das die touristische Infrastruktur stärken soll.
Diese Beispiele zeigen, dass die Branche aktiv nach Lösungen sucht, um zukunftsfähig zu bleiben. Dabei spielen Digitalisierung und eine klare Positionierung eine wichtige Rolle, wie Experten auf einem Talk zur Zukunft des Wintersports diskutierten. Die Anpassung an schwindenden Schnee, wie das Projekt Beyond Snow zeigt, ist ein weiteres zentrales Thema für Bergregionen.
Der Bedarf an Organisationen, die sich für einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus einsetzen, bleibt hoch. Der Abschied von Fairunterwegs hinterlässt eine Lücke in diesem wichtigen Bereich.