Das erste Basler Clubbarometer liefert eine umfassende Bestandsaufnahme des lokalen Nachtlebens. Die Erhebung zeigt, dass Livemusik ohne finanzielle Unterstützung vor grossen Herausforderungen steht. Auch sinkende Barumsätze aufgrund veränderten Konsumverhaltens belasten die Betriebe erheblich.
Wichtige Erkenntnisse
- Das Clubbarometer ist die erste detaillierte Analyse des Basler Nachtlebens.
- Livemusik ist ohne Förderung oft ein Verlustgeschäft.
- 50 Prozent des Programms sind DJ-Sets, 37 Prozent Liveacts.
- Ein Drittel der Clubs arbeitet nicht kostendeckend.
- Sinkende Barumsätze durch geringeren Alkoholkonsum sind ein Hauptproblem.
Erstes Clubbarometer beleuchtet Basler Nachtleben
Die Trinkgeldinitiative ermöglicht seit April 2024 eine Pilotphase der Basler Clubförderung. Diese Phase ist bis Ende 2026 befristet. Im Rahmen dieser Initiative wurden bereits 973.700 Franken an verschiedene Clubs und Konzertveranstalter vergeben. Begleitend dazu hat das Büro Consense das erste Basler Clubbarometer erstellt. Diese Erhebung gibt einen detaillierten Einblick in die Situation der Basler Nachtlokale.
Die Analyse zeigt, dass 50 Prozent der Programmgestaltung im Basler Nachtleben aus DJ-Sets bestehen. Liveacts machen 37 Prozent aus. Die restlichen 13 Prozent entfallen auf Theater, Spoken Word und andere Formate. Diese Verteilung spiegelt oft die wirtschaftliche Realität wider. Etablierte Clubs mit grosser Reichweite setzen primär auf DJ-Sets, da diese meist rentabler sind. Mittlere Betriebe und externe Veranstalter haben hingegen Schwierigkeiten, ihre Kosten zu decken.
Faktencheck
- 973.700 Franken wurden in den ersten beiden Vergaberunden der Clubförderung ausgezahlt.
- 50% des Programms im Basler Nachtleben sind DJ-Sets.
- 37% des Programms sind Liveacts.
- Ein Drittel der Clubs kann nicht kostendeckend wirtschaften.
Livemusik als finanzielles Risiko
Das Clubbarometer kommt zu dem Schluss, dass ein Drittel der befragten Clubs nicht kostendeckend wirtschaften kann. Dies betrifft besonders mittlere Betriebe und unabhängige Veranstalter. Grosse Clubs verfügen oft über grössere finanzielle Polster und bessere Strukturen. Dies erklärt, warum bekannte Namen wie Das Viertel oder Nordstern bisher keine Fördergelder erhalten haben.
Ein auffälliges Ergebnis der Erhebung ist der hohe Anteil an Livemusik bei sogenannten Gelegenheitsveranstaltern. Diese setzen zu 49 Prozent auf Liveacts. Dies ist der höchste Anteil unter den drei Clustern, die das Clubbarometer unterscheidet. Die Erhebung von Consense basiert auf Rückmeldungen von zwanzig der fünfzig angeschriebenen Akteure.
«Das wird uns durch die Bank berichtet», sagt Claudia Jogschies vom Musikbüro Basel, das die Vergaben der Clubförderung organisiert. «Bands sind einfach teurer als DJ-Sets.»
Die Kosten für Bands umfassen nicht nur Gagen, sondern auch technische Anforderungen und Logistik. Pascal Scherer vom Sudhaus ist überzeugt: «Ohne Programmförderung würde diese Landschaft aussterben, da bin ich mir sicher.» Die Fördergelder ermöglichen es, kommerziell schwer zu finanzierende Formate anzubieten. Sie tragen auch zur Professionalisierung bei, insbesondere im Bereich der Technik, wo bisher viel ehrenamtlich gearbeitet wurde.
Auswirkungen der Clubförderung
Für Vereine wie die Basilisk Deströyers ist die Förderung entscheidend. Sebastian Siegrist vom Vorstand des Vereins erklärt: «Wir sind so in der Lage, jeder Band eine Gage zu zahlen, und können branchenübliche Löhne für das technische Personal entrichten.» Der Verein erhielt für 2024 und 2025 insgesamt 55.500 Franken. Diese Mittel ermöglichen es, ein- bis zweimal im Jahr ein grösseres Programm zu realisieren, das auch lokalen Bands Auftrittsmöglichkeiten bietet. Das Jubiläumsfest im Sommercasino ist ein gutes Beispiel dafür.
Das Vergabeverfahren wird von vielen Akteuren als aufwendig, aber fair und transparent beschrieben. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Der Club Das Viertel äusserte öffentlich Unverständnis darüber, in den ersten beiden Runden keine Förderung erhalten zu haben, obwohl er die Kriterien objektiv erfüllt habe. Auch die Betriebe der Parterre AG, zu denen das Atlantis und das Parterre One gehören, gingen bisher leer aus.
Hintergrundinformationen
Die Basler Clubförderung ist eine Massnahme, die aus der Trinkgeldinitiative hervorgegangen ist. Ziel ist es, das vielfältige Nachtleben der Stadt zu erhalten und zu fördern. Die Pilotphase läuft bis Ende 2026. Das Musikbüro Basel ist für die Organisation der Vergaben zuständig und begleitet die Clubs bei ihren Anträgen.
Herausforderungen durch verändertes Konsumverhalten
Die Programmförderung löst nicht alle Probleme des Basler Nachtlebens. Ein zentrales Anliegen sind die sinkenden Barumsätze. Drei Viertel der befragten Betriebe klagen im Clubbarometer über einen sinkenden Gesamtkonsum. Claudia Jogschies vom Musikbüro Basel betont: «Das Betriebsmodell vieler basiert vor allem auf Gastroeinnahmen und nicht auf Ticketing.» Dieses Modell gerät unter Druck.
Die Fördergelder sind als Programm- und nicht als Betriebsfinanzierung gedacht. Sie können sinkende Barumsätze nicht ausgleichen. Nachtmanager Roy Bula sieht die steigenden Lebenshaltungskosten als einen Faktor. Menschen überlegen genauer, wofür sie Geld ausgeben, und besuchen Veranstaltungen weniger spontan.
Anpassung des Angebots ist notwendig
Roy Bula betrachtet das veränderte Publikumsverhalten auch als Chance für das Basler Nachtleben. Er rät Clubs, auf ihr Publikum zu hören. Themen wie Awareness und Achtsamkeit gewinnen an Bedeutung. Er fokussiert in Workshops auf diese Aspekte.
Das Barangebot muss ebenfalls angepasst werden. Der Trend zeigt, dass jüngere Menschen immer weniger Alkohol konsumieren. Clubs sollten darauf reagieren, indem sie beispielsweise alkoholfreies Bier, Mocktails oder Matcha Tonic anbieten. Eine Anpassung des Angebots kann dazu beitragen, neue Zielgruppen anzusprechen und die Einnahmen zu stabilisieren.
- Drei Viertel der Betriebe beklagen sinkenden Gesamtkonsum.
- Das Betriebsmodell vieler Clubs basiert auf Gastroeinnahmen.
- Jüngere Zielgruppen konsumieren weniger Alkohol.
- Anpassungen des Barangebots sind notwendig, zum Beispiel mit alkoholfreien Alternativen.
Zukunftsperspektiven für Basels Nachtleben
Trotz der Herausforderungen gibt es auch positive Signale. Peter Sterli, Geschäftsführer der Parterre AG, die das Atlantis und das Parterre One betreibt, äussert sich versöhnlich. «Allgemein sind wir auf einem sehr positiven Weg, die Clubförderung ist eine gute Geschichte.» Im Atlantis werden die Konzerte durch Gastronomie, Fasnacht und andere Veranstaltungen quersubventioniert. Ohne diese Quersubventionierung wären Konzerte «sehr defizitär», so Sterli, auch bei guter Auslastung. Der Alligatorenclub unterstützt hier zusätzlich die Livemusik im Atlantis, einem Lokal mit langer Basler Tradition.
Das Parterre One, das 2016 für Konzerte optimiert wurde, konzentriert sich derzeit verstärkt auf andere Veranstaltungen. Für die kommende Förderrunde hat die Parterre-Gruppe erneut ein Gesuch eingereicht. Sterli hofft auf Erfolg: «Das wäre sicher eine Erleichterung.» Die Kombination aus Fördergeldern und angepassten Geschäftsmodellen könnte dem Basler Nachtleben helfen, seine Vielfalt und Attraktivität zu bewahren.