Basel steht vor umfassenden Bauvorhaben, die das Stadtbild und die Infrastruktur der Innenstadt in den kommenden Jahren prägen werden. Beginnend mit dem Marktplatz sind weitreichende Erneuerungen und Anpassungen geplant, um die Barrierefreiheit zu verbessern und den öffentlichen Raum neu zu gestalten. Diese Projekte betreffen zentrale Bereiche wie den Bankverein, die Schifflände und den Barfüsserplatz.
Wichtige Punkte
- Marktplatz: Zehnwöchige Sperrung 2026 für Gleis- und Haltestellenumbau.
- Bankverein/Aeschenvorstadt: Umbau von Mitte 2027 bis Ende 2028, inklusive barrierefreier Haltestelle und Begrünung.
- Schifflände: Entflechtung des ÖV-Knotens ab 2032, Busse halten in der Spiegelgasse, Trams in der Marktgasse.
- Barfüsserplatz: Umgestaltung zur "Piazza" mit mehr Grün und weniger Autos, frühestens ab 2033.
- Barrierefreiheit: Basel hinkt bei der Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) noch hinterher, nur 37% der Tram- und 30% der Bushaltestellen sind Ende 2024 umgebaut.
Umfassende Modernisierung am Marktplatz
Im Jahr 2026 wird der Basler Marktplatz für rund zehn Wochen für den Tramverkehr gesperrt. Dies ist notwendig, um die Tramgleise zu erneuern und die Haltestellen behindertengerecht umzubauen. Die Arbeiten sind von April bis Oktober geplant und werden sieben Tramlinien betreffen. Für die lokalen Geschäfte am Marktplatz bedeutet dies eine Herausforderung, da die Erreichbarkeit eingeschränkt sein wird.
Bereits im Frühjahr 2024 fanden Gleiserneuerungen statt. Der bevorstehende Umbau im Jahr 2026 ist jedoch ein wesentlich grösseres Projekt. Es markiert den Auftakt einer Reihe von Infrastrukturmassnahmen entlang der wichtigen Innenstadtachse von Bankverein bis Schifflände.
Faktencheck
- Dauer der Sperrung: ca. 10 Wochen
- Betroffene Tramlinien: 7
- Zeitraum: April bis Oktober 2026
Bankverein und Aeschenvorstadt: Nächster grosser Schritt
Nach dem Marktplatz steht der Bereich um den Bankverein und die Aeschenvorstadt im Fokus der Stadtentwicklung. Die Erneuerung dieses Knotenpunkts ist für Mitte 2027 bis Ende 2028 vorgesehen. Die Pläne umfassen nicht nur breitere Trottoirs aus Alpnacher Quarzsandsteinplatten, sondern auch eine optische Aufwertung mit Grünrabatten, Bänken und Brunnen.
Ein zentrales Element des Umbaus ist die Neugestaltung der Tramhaltestelle "Bankverein". Sie wird so angepasst, dass ein stufenloses Ein- und Aussteigen in Trams und Busse möglich ist. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr.
"Die Haltestelle in Fahrtrichtung Innenstadt wird künftig direkt am Bankverein liegen. Jene in Fahrtrichtung Aeschenplatz wird näher zum Aeschenplatz gerückt, sodass dahinter ein zweites Tram warten kann und kein Tramstau am Steinenberg entsteht."
Bau- und Verkehrsdepartement Basel
Die Basler Regierung hat im April 23 Millionen Franken für die Neugestaltung dieses Perimeters bewilligt. Die Anpassung der Haltestellenpositionen soll den Verkehrsfluss optimieren und Staus reduzieren.
Entflechtung des ÖV-Knotens Schifflände ab 2032
Die Schifflände ist ein stark frequentierter Verkehrsknotenpunkt, an dem zahlreiche Trams und Busse zusammentreffen. Der Kanton plant eine grundlegende Entflechtung dieses Bereichs, um ihn übersichtlicher und sicherer zu gestalten. Sprecher Daniel Hofer vom Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) erklärt, dass Busse künftig nicht mehr den Marktplatz oder die Eisengasse passieren sollen.
Stattdessen werden die Buslinien in der Spiegelgasse halten. Dies schafft mehr Raum für Fussgänger und Velofahrende. Die Trams werden ausschliesslich in der Marktgasse zum Stehen kommen. Diese Massnahmen sollen die Verkehrssicherheit erhöhen und die Aufenthaltsqualität verbessern.
Im Zuge dieser Umgestaltung werden auch die Haltestellen an der Schifflände barrierefrei ausgebaut. Die Bauarbeiten sollen frühestens 2032 beginnen. Das BVD erarbeitet derzeit ein Vorprojekt, das als Grundlage für die Finanzierungsentscheidungen von Regierungsrat und Parlament dienen wird.
Hintergrundinformationen
Die Schliessung der ehemaligen Globus-Arkaden hat bereits zu provisorischen Massnahmen geführt. Aktuell baut das Bau- und Verkehrsdepartement provisorische Bushaltestellen in der Eisengasse und vor dem Spiegelhof zu vollwertigen Haltestellen aus. In der Eisengasse, wo die stark frequentierte Buslinie 36 verkehrt, ist ein niveaugleiches Ein- und Aussteigen bereits möglich. An der Spiegelgasse, der Endstation der Buslinie 33, wird dies erst mit der allgemeinen Erneuerung des ÖV-Knotens realisiert.
Barfüsserplatz wird zur Piazza: Geplante Umgestaltung ab 2033
Auch die Umgestaltung des Barfüsserplatzes ist ein langfristiges Vorhaben, dessen Planung sich verzögert hat. Die definitive Anpassung der Haltestellen wird im Einklang mit der geplanten Gleissanierung durch die Basler Verkehrsbetriebe erfolgen. Bei dieser Gelegenheit wird der gesamte Perimeter des Platzes neugestaltet.
Die Umsetzung dieser Pläne ist frühestens ab 2033 zu erwarten, so Daniel Hofer. Im Jahr 2023 hat der Grosse Rat die Durchführung eines Ideenwettbewerbs für die Umgestaltung des Barfüsserplatzes beschlossen. Bau- und Verkehrsdirektorin Esther Keller kündigte diesen Wettbewerb bereits 2022 an.
Das Ziel ist es, den Barfüsserplatz in eine "Piazza" zu verwandeln. Dies beinhaltet mehr Bäume, weniger Autos und Taxis sowie mehr Platz für die umliegenden Gastronomiebetriebe. Das bestehende Tramhäuschen und die Fahrbahnschlaufe um die Station sollen entfernt werden. Dadurch soll mehr Raum für Fussgänger entstehen und die Verkehrssicherheit verbessert werden.
Der barrierefreie Umbau ist ein Teil dieser umfassenden Neugestaltung. Zusätzlich ist eine Velostation geplant, die vorzugsweise unterirdisch Platz für etwa 1000 Fahrräder bieten soll. Diese Vision soll den Barfüsserplatz zu einem attraktiveren und funktionaleren Stadtzentrum machen.
Herausforderungen am Aeschenplatz und Fortschritte in Kleinbasel
Die erweiterte Innenstadtachse zeigt am Aeschenplatz noch ein uneinheitliches Bild. Während die Tramstation für Bahnfahrtrichtung bereits barrierefrei umgestaltet wurde, sind andere Bereiche noch nicht angepasst. Ein "Herkules-Projekt" steht hier bevor: Der Verkehrsknotenpunkt soll als Mega-Kreisel mit viel Begrünung im Inneren organisiert werden. Dieses Vorhaben muss jedoch noch verschiedene Hürden und Etappen durchlaufen. Ein frühester Baustart wird für 2032 erwartet.
In Kleinbasel sind die Projekte bereits weiter fortgeschritten. Die Haltestellen am Messeplatz sollen voraussichtlich bis zum 17. Oktober fertiggestellt sein. Verzögerungen gibt es hingegen an der Clarastrasse. Eine Einsprache von Pro Velo blockiert dort den barrierefreien Umbau auf unbestimmte Zeit.
Barrierefreiheit: Basel im Rückstand
Der Kanton Basel-Stadt hinkt bei der Umsetzung des eidgenössischen Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) noch hinterher. Dieses Gesetz sah vor, dass bis Ende 2023 alle ÖV-Stationen so umgebaut sein sollten, dass mobilitätseingeschränkte Personen ohne fremde Hilfe einsteigen können. Hohe Haltekanten, die dies ermöglichen, sind bisher nur an einer Minderheit der Stationen installiert.
Ende 2024 waren im Stadtkanton lediglich 96 Tramhaltestellen (37 Prozent) und 77 Bushaltestellen (30 Prozent) mit den erforderlichen hohen Kaphaltestellen ausgestattet. An den meisten noch nicht umgebauten Haltestellen ist ein Ein- und Aussteigen mithilfe von Klapprampen und des Fahrpersonals möglich. Das Bundesgesetz erlaubt diese Übergangslösung, sie gilt jedoch nicht als optimal.
Der Kanton Basel-Stadt ist davon überzeugt, dass Kaphaltestellen die bessere Lösung im Vergleich zur "Kissen-Lösung" sind. Bei der Kissen-Lösung wird die Haltestellenplattform nur im vordersten Drittel erhöht, was zwar den Aufwand und die Kosten reduziert, jedoch zu Staus vor den niveaugleichen Türen führen könnte und oft die gesetzlichen Grundlagen fehlen, wie Gesamtprojektleiterin Adrienne Hungerbühler im letzten Jahr erklärte. Die Devise lautet daher: ganz oder gar nicht.
Für die wenigen Haltestellen, die auch für Klapprampen zu schmal oder zu tief sind, bietet der Kanton Basel-Stadt einen Ersatztransport mit Rollstuhltaxis an. Dies stellt eine Interimslösung dar, bis die umfassenden Umbauten abgeschlossen sind und die vollständige Barrierefreiheit erreicht ist.