In Basel engagiert sich Clinton Friedman leidenschaftlich für die Wurmkompostierung. Er möchte die Bevölkerung dafür begeistern, Küchenabfälle mithilfe von Kompostwürmern in fruchtbare Erde zu verwandeln. Friedman, der sich selbst als «Wurm-Held» bezeichnet, sieht darin einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und zur Reduzierung von Bioabfall.
Die Methode nutzt spezielle Kompostboxen, sogenannte «Worm Cafés», in denen Würmer organische Abfälle effizient verarbeiten. Dieser Prozess erzeugt nicht nur wertvollen Kompost, sondern auch flüssigen Dünger, den sogenannten «Wurmtee». Friedman demonstrierte kürzlich die Ernte von Würmern und die Funktionsweise seiner Systeme.
Wichtige Erkenntnisse
- Clinton Friedman fördert die Wurmkompostierung in Basel.
- Kompostwürmer verwandeln Küchenabfälle in fruchtbare Erde und Flüssigdünger.
- Die «Worm Cafés» sind kompakte Systeme, ideal für Wohnungen und Balkone.
- Wurmkompostierung reduziert Abfall und produziert wertvolle Ressourcen.
- Würmer sind anspruchslos und können bis zu 1,5-mal ihr Körpergewicht pro Tag fressen.
Ein Südafrikaner mit Mission: Der «Wurm-Held»
Clinton Friedman, ein 54-jähriger Südafrikaner, hat sich der Wurmkompostierung verschrieben. Er zieht voller Enthusiasmus Würmer aus der Erde. Seine rote Flanelljacke und seine Erscheinung erinnern an einen Holzfäller, doch er ist eher ein «Wormboy», wie er sich selbst nennt. Friedman bezeichnet sich als «Wurm-Held», weil er seine Würmer mit reichlich Küchenabfällen versorgt.
Er beschreibt seine Beziehung zu den Würmern mit humorvoller Zuneigung: «Ich stelle mir vor, dass sie jubeln, sobald ich den Deckel der Kompostboxen hebe und sie mein Gesicht sehen.» Diese Leidenschaft ist der Kern seines Projekts, Baslerinnen und Basler für die Wurmkompostierung zu gewinnen.
Interessanter Fakt
Kompostwürmer, auch «red wigglers» genannt, können täglich das anderthalbfache ihres Körpergewichts an organischem Material fressen. Sie sind sehr effiziente Helfer bei der Abfallverwertung.
Die Wurm-Ernte: Nachschub für Kunden
An einem Erntetag begleitet man Friedman dabei, wie er Würmer für seine Kundschaft sammelt. Er bereitet zwei Pakete mit jeweils einem halben Kilo Würmern vor. Eines davon wird per Post nach Sion geschickt, das andere nach St. Gallen. Für die Wurm-Ernte besucht Friedman Freunde, die seine «Worm Café»-Boxen im Garten nutzen.
Das Entnehmen einiger Würmer aus den Boxen stellt kein Problem dar. «Wenn sie genug Futter und Platz haben, vermehren sie sich sehr schnell wieder», erklärt Friedman. Er lockert die Erde in den Boxen von Hand, um den Kompost zu mischen und Fäulnis zu vermeiden. Dieser Prozess ist einfacher als bei herkömmlichen Komposthaufen, da die Boxen kompakt sind.
«Wenn ich nichts anderes im Leben erreicht habe, dann habe ich immerhin einen Haufen Erde produziert.»
Ein Leben für die Erde
Friedman empfand von Anfang an keine Abneigung gegenüber den Würmern. Seine ersten Kompostwürmer sammelte er vor 30 Jahren aus einem Rossmisthaufen im Berner Seenland, wohin er der Liebe wegen aus Südafrika gezogen war. Heute lebt er in Basel, ebenfalls der Liebe wegen. Er scherzt, dass alle Nachkommen in seinen «Worm Cafés» immer noch Berndeutsch sprechen.
Die Idee zur Wurmkompostierung kam ihm 2017 durch eine befreundete Biologin aus Südafrika. Obwohl eine gemeinsame Geschäftsidee scheiterte, liessen ihn die Würmer nicht mehr los. Er bestellte die ersten «Worm Cafés» aus Australien, um sie in der Schweiz zu vertreiben. Nach 20 Jahren in der Telekommunikationsbranche suchte er nach einer sinnvollen Tätigkeit. «Ich habe mich gefragt, was eigentlich mein Beitrag zum Guten in der Welt ist», sagt er. Die Produktion von fruchtbarer Erde ist für ihn eine klare Antwort.
Hintergrundinformationen
In Basel gibt es keine staatliche Grünabfuhr. Küchenabfälle landen oft im Bebbi Sagg, dem offiziellen Abfallsack der Stadt. Die kompakten «Worm Cafés» bieten eine praktische Alternative für Personen ohne Garten, die ihre Bioabfälle sinnvoll verwerten möchten.
Das «Worm Café»-System: So funktioniert es
Die von Friedman angebotenen «Worm Cafés» sind speziell konzipierte Kompostboxen. Sie bestehen aus mehreren 32 Liter fassenden Wannen. Man füllt eine Wanne mit Grünabfällen. Sobald diese voll ist, stellt man eine neue Wanne darauf und füllt diese ebenfalls. Durch kleine Löcher in den Wannen können die Würmer in die nächste Ebene kriechen, sobald sie die untere vollständig verarbeitet haben.
Während des Kompostierungsprozesses entsteht auch eine flüssige Substanz, der sogenannte «Wurmtee». Diese schwarze Flüssigkeit tropft durch die Löcher nach unten und wird in einem Eimer unter der Konstruktion gesammelt. Friedman demonstriert dies, indem er einen Zapfhahn betätigt. Dieser «Wurmtee» ist kein Abfallprodukt, sondern ein hochwirksamer Flüssigdünger. «Jedes Mal, wenn ich den Wurmtee zu meinem Oleander gebe, blüht er», berichtet er.
Ideal für städtische Wohnverhältnisse
Die Wurmkompostierung benötigt nicht viel Platz. Dies ist besonders in Basel von Vorteil, wo viele Menschen keinen Garten haben und Küchenabfälle oft im regulären Müll landen. Die kompakten «Worm Cafés» sind eine gute Kompost-Alternative für Balkone oder sogar Innenräume. Das Überwintern ist für die Würmer kein Problem, und die Boxen können bei Bedarf auch in den Keller oder die Wohnung gestellt werden. Ein Geruchstest an mehreren Standorten zeigt, dass die «Worm Cafés» nicht nach Abfall riechen.
Obwohl der lateinische Name der Kompostwürmer «Stinkwürmer» lautet, sondern sie nur Geruch ab, wenn sie gestresst sind. Im geschlossenen System eines «Worm Cafés» fühlen sich die Würmer wohl und produzieren keinen unangenehmen Geruch. Friedman bevorzugt den liebevolleren Namen «red wigglers». Diese Würmer sind pflegeleicht, widerstandsfähig und haben einen grossen Appetit. Sie fressen wöchentlich ein bis zwei Kilo Grünabfall pro Box.
Was Würmer fressen und was nicht
Beim Durchwühlen des Komposts findet Friedman auch einmal einen halben Laib Brot. Er weist darauf hin, dass die Kunden wissen sollten, welche Abfälle für die Würmer geeignet sind und welche nicht. Grosse Mengen an Fleisch, Teigwaren, Zwiebeln oder Kohl sind für die Würmer ungeeignet und werden liegen gelassen.
Abgesehen davon sind die Würmer jedoch nicht wählerisch. Friedman streut zur Demonstration ein paar Briefumschläge in den Kompost. Papier und Karton kompostieren sie mit dem gleichen Eifer wie Avocados und Bananen. Friedman bemerkt, dass man nach einiger Zeit Karton mit ganz anderen Augen sieht, ähnlich wie Nagetierbesitzer Löwenzahn auf einer Wiese. Er demonstrierte sogar im Kindergarten, wie seine Würmer ein T-Shirt kompostieren können. Dies zeigt Kindern die Funktionsweise der Natur und die Bedeutung von Kreisläufen.
Charles Darwin und die Bedeutung der Würmer
Friedman zitiert gerne Charles Darwin, um die Wichtigkeit der Würmer zu unterstreichen:
«Es darf bezweifelt werden, dass sich noch viel mehr solcher Tiere finden lassen, die in der Weltgeschichte eine derart wichtige Rolle gespielt haben wie diese einfach organisierten Lebewesen.»
Auf dem Rückweg im Basler Stau, während im Radio «Knocking on Heaven's Door» läuft, reflektiert Friedman: «Man kann von den Würmern viel über Dankbarkeit lernen.» Sie benötigen nicht viel – nur Erde und unsere Abfälle – und schenken im Gegenzug neues Leben. Selbst wenn ein Wurm stirbt, wird er kompostiert. Dieser Kreislaufgedanke reduziert die Last der eigenen Vergänglichkeit und gibt der Existenz einen Sinn, da selbst ein kleiner Wurm einen Unterschied machen kann.
Wurmtee als Dünger
Der beim Kompostierungsprozess entstehende «Wurmtee» ist ein hochkonzentrierter Flüssigdünger. Er ist reich an Nährstoffen und Mikroorganismen, die das Pflanzenwachstum fördern und die Bodengesundheit verbessern.
Wurmkompostierung in der Praxis
Die Anwendung der «Worm Cafés» ist einfach und wartungsarm. Die Würmer benötigen lediglich regelmässige Zuführung von organischen Küchenabfällen. Dazu gehören Gemüsereste, Obstschalen, Kaffeesatz, Teeblätter, Eierschalen und auch Papierprodukte wie Karton und Zeitungspapier. Es ist wichtig, grosse Mengen an Fleisch, Milchprodukten oder stark verarbeiteten Lebensmitteln zu vermeiden, da diese die Würmer anziehen und Gerüche verursachen können.
Die regelmässige Kontrolle der Feuchtigkeit und das gelegentliche Auflockern des Materials sorgen für optimale Bedingungen. Ein gut funktionierendes «Worm Café» ist geruchsneutral und ein effizientes System zur Reduzierung von Bioabfall im Haushalt. Es trägt aktiv zur Nachhaltigkeit bei und produziert gleichzeitig eine wertvolle Ressource für den Garten oder Balkon.
Vorteile der Wurmkompostierung
- Abfallreduzierung: Verwandelt Küchenabfälle in wertvollen Kompost.
- Umweltschutz: Reduziert Deponieabfälle und Methanemissionen.
- Ressourcenschonung: Produziert natürlichen Dünger und verbessert die Bodengesundheit.
- Einfache Handhabung: Kompakte Systeme sind ideal für städtische Umgebungen.
- Geruchsneutral: Bei richtiger Pflege entsteht kein unangenehmer Geruch.
Clinton Friedmans Engagement zeigt, dass nachhaltige Praktiken auch im urbanen Umfeld leicht umsetzbar sind und einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben können.





