Im Januar 2025 ereignete sich vor einer Bar am Basler Claraplatz eine Schussabgabe. Ein 45-jähriger Mann schoss dabei in Richtung des Eingangs. Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt hat nun Anklage gegen ihn erhoben. Der Beschuldigte muss sich wegen versuchten Mordes, versuchter Tötung und mehrfacher Gefährdung des Lebens vor Gericht verantworten. Der Fall wirft auch ein Schlaglicht auf ein Lokal in Kleinbasel, aus dem die Tatwaffe stammen soll.
Wichtige Fakten
- Ein 45-jähriger Mann schoss im Januar 2025 vor einer Bar am Claraplatz.
- Die Staatsanwaltschaft klagt ihn wegen versuchten Mordes an.
- Die Tatwaffe, eine nicht registrierte Pistole, stammte aus einem Lokal seines Bruders.
- Der Beschuldigte war zum Tatzeitpunkt stark alkoholisiert.
- Das involvierte Kleinbasler Lokal war bereits mehrfach wegen Lärm und Überwirtung auffällig.
Details zur Schussabgabe am Claraplatz
Der Vorfall ereignete sich am frühen Morgen des 25. Januar vor der Bar Catacombe am Claraplatz. Der 45-jährige Beschuldigte feuerte eine Kugel ab, die ihr eigentliches Ziel verfehlte und stattdessen einen Tisch nahe des Eingangs traf. Nur wenige Minuten nach dem Vorfall erfolgte die Verhaftung des Schützen direkt am Tatort. Die Basler Staatsanwaltschaft hatte damals mitgeteilt, dass der mutmassliche Täter zuvor wegen „ungebührlichen Verhaltens“ aus der Bar verwiesen worden war.
Die Anklageschrift liegt nun vor und enthält weitere Details zu den Ereignissen. Der Prozess gegen den Beschuldigten ist für Anfang November vor dem Basler Strafgericht angesetzt. Für den Mann gilt bis zu einem rechtskräftigen Urteil die Unschuldsvermutung. Er befindet sich seit dem 22. April im vorzeitigen Strafvollzug. Dies setzt in der Regel ein Geständnis des Täters voraus.
Faktencheck
- Tatzeitpunkt: 25. Januar 2025, frühe Morgenstunden.
- Tatort: Vor der Bar Catacombe, Claraplatz, Kleinbasel.
- Anklagepunkte: Versuchten Mord, versuchte Tötung, mehrfache Gefährdung des Lebens.
- Hintergrund: Der Beschuldigte wurde zuvor aus der Bar verwiesen.
Herkunft der Tatwaffe und Alkoholpegel
Ein zentraler Punkt der Anklage ist die Herkunft der Tatwaffe. Der Beschuldigte soll die nicht registrierte Pistole aus dem Restaurant Brauerzunft geholt haben. Dieses Lokal wird von seinem Bruder betrieben. Laut Staatsanwaltschaft besass der Beschuldigte die notwendigen Schlüssel für das Restaurant. Als türkischer Staatsangehöriger hätte er die Waffe weder besitzen noch tragen dürfen.
Mehrere Personen versuchten gemäss Anklage bereits vor der Abfahrt vom Restaurant, den aufgebrachten Mann davon abzuhalten, mit der Waffe in ein Taxi zu steigen. Der Beschuldigte machte zu diesem Zeitpunkt einen sehr aufgewühlten Eindruck. Zum Zeitpunkt der Schussabgabe war der Schütze zudem stark alkoholisiert. Sein Blutalkoholspiegel lag bei mindestens 1,46 Promille und maximal 2,38 Promille. Dieser hohe Wert könnte im Prozess eine Rolle spielen.
„Gedemütigt und aufgebracht von den Geschehnissen, beschloss er zur Demonstration seiner Machtstellung beziehungsweise zur Wiederherstellung seiner Ehre, seine Widersacher mit Waffengewalt anzugehen“, heisst es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft.
Das Kleinbasler Lokal im Fokus
Das Restaurant Brauerzunft in der Rheingasse, aus dem die Waffe stammen soll, ist in Basel nicht unbekannt. Es geriet in der Vergangenheit wiederholt in die Schlagzeilen. Hauptsächlich ging es dabei um Lärmbelästigungen, die bis in die frühen Morgenstunden reichten. Im Jahr 2016 kam es dort sogar zu einem Vorfall, bei dem ein Gast auf den damaligen Wirt schoss. Obwohl der Betreiber wechselte, blieben die Probleme bestehen.
Im Jahr 2025 erhielt das Lokal bereits die zweite Verwarnung wegen sogenannter Überwirtung. Dies bedeutet, dass die vorgeschriebenen Öffnungszeiten nicht eingehalten wurden. Gemäss Betriebsbewilligung darf das Restaurant bis 4 Uhr morgens geöffnet haben. Anwohner, insbesondere Betreiber benachbarter Hotels, beklagten sich immer wieder über die massive Lärmbelästigung durch die Kneipe. Der aktuelle Wirt bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Sündenbock für alle Probleme in der Rheingasse.
Hintergrundinformationen zum Lokal
- Name: Restaurant Brauerzunft, Rheingasse.
- Historie: Wiederholte Schlagzeilen wegen Lärm und Vorfällen.
- Vorfall 2016: Schussabgabe eines Gastes auf den damaligen Wirt.
- Aktueller Status: Zweite Verwarnung 2025 wegen Nichteinhaltung der Öffnungszeiten.
- Öffnungszeiten: Bewilligt bis 4 Uhr morgens.
Eskalation vor der Bar Catacombe
Dem Schuss am Claraplatz ging ein Streit in der Bar Catacombe voraus. Der Beschuldigte, stark alkoholisiert, wurde daraufhin aus dem Lokal verwiesen. Die Anklageschrift beschreibt, wie er sich gedemütigt und aufgebracht fühlte. Er soll beschlossen haben, seine vermeintlichen Widersacher mit Waffengewalt anzugreifen, um seine Machtstellung zu demonstrieren oder seine Ehre wiederherzustellen. Bereits vor dem Lokal soll er gedroht haben, in wenigen Minuten zurückzukehren. Der Betreiber der Bar Catacombe rief um 3:21 Uhr die Polizei, da er eine böse Vorahnung hatte.
Bei seiner Rückkehr zum Claraplatz soll der Beschuldigte nahe eines Taxistandes die Pistole gezogen haben. Zwei Taxifahrer wurden Zeugen dieser Situation. Sie versuchten, den Mann zu beruhigen und ihn zum Wegstecken der Waffe zu bewegen. Einer der Fahrer bot sogar an, ihn nach Hause zu fahren. Dieser Beruhigungsversuch zeigte kurzzeitig Wirkung, und der Beschuldigte steckte die Waffe zunächst weg. Danach ging er jedoch direkt auf die Bar zu.
Handgreiflichkeiten und Schussabgabe
Vor dem Eingangsbereich der Bar kam es zu einem verbalen Streit und Handgreiflichkeiten. Der Beschuldigte geriet mit dem Cousin des Wirtes und einem weiteren Mann aneinander. Diese beiden Männer wollten ihn am erneuten Betreten des Lokals hindern. Daraufhin zog der Beschuldigte die Pistole erneut aus seinem Hosenbund. Er richtete sie auf den Cousin, der daraufhin die Treppe hinunterflüchtete. Der andere Mann duckte sich weg.
Anschliessend schoss der Beschuldigte in Richtung des Eingangsbereichs der Bar. Die Anklage geht davon aus, dass er dabei die Absicht hatte, den Cousin des Wirtes zu treffen. Mit dieser Schussabgabe habe der Beschuldigte seinen Widersacher aus „nichtigen und besonders verwerflichen Beweggründen skrupellos versucht zu töten“. Dies erfüllt nach Ansicht der Staatsanwaltschaft die Qualifikationsmerkmale des Mordes. Der Fall wird nun vor Gericht geklärt werden müssen.
Chronologie der Ereignisse
- Streit in der Bar Catacombe: Beschuldigter wird wegen ungebührlichen Verhaltens verwiesen.
- Drohung: Beschuldigter droht mit Rückkehr.
- Polizeialarm: Barbetreiber ruft um 3:21 Uhr die Polizei.
- Waffenbeschaffung: Beschuldigter holt Waffe aus Restaurant Brauerzunft.
- Beruhigungsversuch: Taxifahrer versuchen, ihn am Claraplatz zu besänftigen.
- Erneute Eskalation: Wortwechsel und Handgreiflichkeiten vor der Bar.
- Schussabgabe: Beschuldigter schiesst in Richtung des Eingangs.
- Verhaftung: Kurz darauf wird der Beschuldigte am Tatort festgenommen.