Tanja Soland, Finanzdirektorin des Kantons Basel-Stadt, äusserte sich kürzlich zu den Herausforderungen beim Erwerb von Wohneigentum. Trotz eines jährlichen Einkommens von über 300.000 Franken gab sie an, dass der Kauf einer Eigentumswohnung für sie in Basel unsicher sei. Diese Aussage unterstreicht die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt der Region.
Wichtigste Erkenntnisse
- Finanzdirektorin Tanja Soland kann sich trotz hohem Einkommen kein Wohneigentum in Basel leisten.
- Ihr Jahresgehalt liegt über 300.000 Franken.
- Banken zeigen sich bei Hypotheken skeptisch, selbst bei hohen Einkommen.
- Die Aussage verdeutlicht die Schwierigkeiten für Normalverdienende in Basel.
- Die Handänderungssteuer in Basel-Stadt wurde kürzlich halbiert, um den Erwerb zu erleichtern.
Hohes Einkommen, hohe Hürden
Frau Soland, deren jährliches Gehalt als Regierungsrätin im Kanton Basel-Stadt zwischen 304.000 und 324.000 Franken liegt (Stand 2024), sprach im Grossen Rat über ihre persönliche Situation. Sie erklärte, dass ihr Vermögen für den Erwerb einer eigenen Wohnung nicht ausreiche. Dies führte zu einer skeptischen Haltung der Banken bezüglich einer Hypothekenfinanzierung.
Diese Aussage wirft ein Schlaglicht auf die allgemeine Situation in Basel. Wenn selbst Personen mit einem Spitzengehalt Schwierigkeiten haben, Wohneigentum zu erwerben, dann ist der Traum vom Eigenheim für die Mehrheit der Basler Bevölkerung noch ferner gerückt. Die Immobilienpreise in der Stadt gehören zu den höchsten in der Schweiz.
Faktencheck: Regierungsratssaläre
Regierungsrätinnen und Regierungsräte im Kanton Basel-Stadt verdienen laut Angaben von 2024 zwischen 304.000 und 324.000 Franken pro Jahr. Über eine fünfjährige Amtszeit summiert sich dies auf rund 1,5 Millionen Franken.
Die Rolle der Banken und Vermögensbildung
Die Skepsis der Banken bei der Hypothekenvergabe, selbst bei einem hohen Einkommen, deutet auf strenge Kriterien hin. Neben dem Einkommen spielt das Eigenkapital eine entscheidende Rolle. Banken verlangen in der Regel einen beträchtlichen Anteil des Kaufpreises als Eigenmittel, oft 20 Prozent oder mehr. Das bedeutet, dass für eine Wohnung im Wert von beispielsweise 1,5 Millionen Franken mindestens 300.000 Franken an Eigenkapital vorhanden sein müssten.
Die Höhe des angesparten Vermögens hängt stark vom individuellen Lebensstil ab. Auch bei einem hohen Einkommen können hohe Ausgaben die Vermögensbildung erschweren. Dies ist ein Aspekt, der in der öffentlichen Debatte oft unterschätzt wird.
«Ich weiss nicht, ob ich mir eine Eigentumswohnung im Kanton leisten kann. Auch die Bank begegnet mir bezüglich Hypothek skeptisch.»
Implikationen für Normalverdienende
Die Äusserungen von Finanzdirektorin Soland sind für viele Baslerinnen und Basler mit dem Wunsch nach Wohneigentum ernüchternd. Wenn selbst ein Regierungsratsgehalt nicht ausreicht, um die Hürden des Immobilienmarktes zu überwinden, dann scheinen die Chancen für Normalverdienende verschwindend gering. Dies führt zu einer verstärkten Abhängigkeit vom Mietmarkt und kann langfristig soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben.
Laut verschiedenen Studien sind die Immobilienpreise in Schweizer Grossstädten in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Basel bildet hier keine Ausnahme. Die Nachfrage übersteigt das Angebot, was die Preise weiter in die Höhe treibt. Die Situation ist besonders angespannt für junge Familien und Personen, die neu in die Region ziehen.
Hintergrund: Wohneigentum in der Schweiz
Die Schweiz hat eine der niedrigsten Wohneigentumsquoten in Europa. Nur etwa 36 Prozent der Haushalte leben in Wohneigentum. Dies liegt unter anderem an den hohen Immobilienpreisen und den strengen Finanzierungsbedingungen der Banken. Die hohen Lebenshaltungskosten tragen ebenfalls dazu bei, dass das Sparen für Eigenkapital eine grosse Herausforderung darstellt.
Politische Massnahmen und Debatten
Die Problematik des Wohneigentums ist in Basel ein wiederkehrendes Thema in der Politik. Kürzlich wurde im Grossen Rat die Handänderungssteuer halbiert. Diese Massnahme soll den Erwerb von Wohneigentum finanziell attraktiver machen. Statt 3 Prozent des Kaufpreises müssen Käufer künftig nur noch 1,5 Prozent an den Staat abführen. Finanzdirektorin Soland hatte sich gegen diese Senkung ausgesprochen, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Die Reduzierung der Handänderungssteuer wird voraussichtlich zu Mindereinnahmen von 25 Millionen Franken pro Jahr für den Kanton führen. Befürworter der Senkung hoffen, dass diese Massnahme den Immobilienmarkt belebt und mehr Menschen den Zugang zu Wohneigentum ermöglicht.
- Senkung der Handänderungssteuer von 3% auf 1,5%
- Geschätzte Mindereinnahmen für den Kanton: 25 Millionen Franken jährlich
- Ziel: Erleichterung des Wohneigentumserwerbs
Die Diskussion um den «Cüplisozialismus»
Die Äusserungen von Tanja Soland haben in der Öffentlichkeit und in politischen Kreisen Debatten ausgelöst. Einige Kommentatoren, wie Stefan Schneider, hinterfragen die Vereinbarkeit der Aussage mit der politischen Haltung der SP zum Wohneigentum. Die Diskussion dreht sich oft um die Frage, ob Politiker, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, persönlich einen bescheidenen Lebensstil pflegen sollten.
Der Begriff «Cüplisozialismus» wird dabei manchmal verwendet, um eine Diskrepanz zwischen politischer Rhetorik und persönlichem Lebensstil zu umschreiben. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Auswirkungen die Aussagen von Frau Soland auf die politische Debatte in Basel haben werden.
Fazit und Ausblick
Die Situation am Basler Immobilienmarkt bleibt angespannt. Die Schwierigkeiten von Tanja Soland, trotz ihres hohen Einkommens Wohneigentum zu erwerben, verdeutlichen die systemischen Herausforderungen. Die Halbierung der Handänderungssteuer ist ein Schritt zur Entlastung, ob sie jedoch ausreicht, um den Traum vom Eigenheim für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglicher zu machen, wird sich zeigen.
Es sind weiterhin umfassende Strategien erforderlich, um den Wohnungsmarkt zu stabilisieren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dies könnte Massnahmen zur Förderung des genossenschaftlichen Wohnungsbaus oder eine strengere Regulierung des Mietmarktes umfassen. Die Debatte um Wohneigentum in Basel wird die Politik und die Öffentlichkeit weiterhin beschäftigen.