Ein interner Bericht, der unserer Redaktion vorliegt, zeichnet ein düsteres Bild der Zustände im K-Haus in Basel. Dokumentiert werden Drogenkonsum, verbale und physische Angriffe sowie Vandalismus in der öffentlichen Plaza. Die Verantwortlichen kämpfen seit Längerem mit den Problemen, doch eine nachhaltige Lösung ist nicht in Sicht.
Die Analyse, die vom K-Haus und dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel in Auftrag gegeben wurde, sollte ursprünglich nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Sie beschreibt eine Situation, die für reguläre Besucher als «abschreckend» empfunden wurde und die ursprüngliche Vision des Hauses als Begegnungsort in weite Ferne rücken liess.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein interner Bericht dokumentiert schwere Konflikte in der öffentlichen Plaza des K-Hauses.
- Zu den Problemen zählten Drogenkonsum, verbale und physische Gewalt sowie Sachbeschädigung.
- Eine Gruppe junger Männer nutzte das Haus als warmen Aufenthaltsort und zum Schutz vor Polizeikontrollen.
- Ergriffene Massnahmen wie eingeschränkte Öffnungszeiten zeigten nur bedingt Wirkung.
- Eine langfristige Lösung durch ein Restaurant wird frühestens 2028 erwartet.
Konflikte und Drogenkonsum in der Plaza
Im Zentrum der Probleme stand eine Gruppe junger Männer, die sich seit Anfang 2023 vermehrt in der Plaza des K-Hauses aufhielten. Der Bericht, der vor einem Jahr fertiggestellt wurde, beschreibt, dass diese Personen das Haus als warmen und trockenen Rückzugsort mit kostenlosen sanitären Anlagen nutzten. Viele von ihnen mussten Notschlafstellen morgens um 8 Uhr verlassen und suchten eine Tagesstruktur.
Allerdings ging die Nutzung weit über das blosse Verweilen hinaus. Laut dem Dokument konsumierten Mitglieder der Gruppe vor dem Gebäude Substanzen wie Haschisch, Alkohol und Medikamente. Namentlich wird das Schmerzmittel Pregabalin erwähnt, das berauschend wirken und zu aggressivem Verhalten führen kann.
Hintergrund: Was ist das K-Haus?
Das K-Haus, gelegen auf dem Kasernenareal im Kleinbasel, sollte ein offener und lebendiger Treffpunkt für Kultur, Gastronomie und Gemeinschaft werden. Die Vision sah Märkte, Festivals und ein Restaurant vor, um den Ort zu beleben. Die Realität gestaltet sich jedoch seit Jahren schwierig. Die öffentliche Plaza soll allen zur Verfügung stehen, was in der Praxis zu erheblichen sozialen Spannungen geführt hat.
Verbale und physische Übergriffe
Die angespannte Atmosphäre entlud sich wiederholt in Aggression. Der interne Bericht hält fest: «Einzelne Besucher verhalten sich wiederholt verbal und physisch grenzüberschreitend.» Dies äusserte sich durch lautes Schreien, die Verweigerung von Gesprächen und die Androhung körperlicher Gewalt. An kalten Tagen hielten sich teils bis zu 15 Personen der Gruppe gleichzeitig in der Plaza auf.
Auch das Inventar des Hauses wurde in Mitleidenschaft gezogen. Stühle und andere Einrichtungsgegenstände wurden demoliert. In solchen Fällen wurde die Polizei eingeschaltet und Hausverbote ausgesprochen. Der Bericht erwähnt zudem, dass es auch innerhalb der Gruppe zu verbalen und physischen Auseinandersetzungen kam.
Massnahmen zeigen nur begrenzten Erfolg
Die Verantwortlichen des K-Hauses reagierten auf die eskalierende Situation mit verschiedenen Massnahmen. Die Öffnungszeiten wurden vorübergehend eingeschränkt und der Zugang zum WLAN durch ein Passwort erschwert. Um die Hausregeln verständlicher zu machen, wurde sogar ein grosses Wimmelbild angefertigt, das die gewünschten Verhaltensweisen bildlich darstellt.
Das Stadtteilsekretariat Kleinbasel, das an dem Bericht mitwirkte, verweist auf weitere Schritte. So hat das Walther-Bistro seine Bar zum Kasernenhof hin geöffnet, um die soziale Kontrolle zu erhöhen. «Indem die Leute während der Sozialraumabklärung angesprochen und nicht vertrieben wurden, erhofften wir uns, dass sie sie nun die Regeln kennen und sich besser dranhalten», erklärt Co-Leiterin Theres Wernli.
Ständige Fluktuation als Herausforderung
Ein zentrales Problem bei der Vermittlung von Regeln war die hohe Fluktuation innerhalb der Nutzergruppe. Laut Theres Wernli vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel führte dies dazu, dass die Bemühungen um einen Dialog «nicht anhaltend» erfolgreich waren. Immer wieder kamen neue Personen hinzu, die mit den Hausregeln nicht vertraut waren.
Trotz dieser Bemühungen blieben die grundlegenden Probleme bestehen. Die Dialogbereitschaft sei «nur teilweise» vorhanden gewesen, heisst es im Bericht. Viele kannten die Regeln nicht oder gaben ausweichende Antworten.
Lange Wartezeit auf eine dauerhafte Lösung
Seit Jahren gilt die Einrichtung eines permanenten Restaurantbetriebs als Schlüssel zur Lösung der Probleme. Ein gastronomisches Angebot soll für eine stärkere Durchmischung des Publikums und eine natürliche soziale Kontrolle sorgen. Doch dieser Plan lässt auf sich warten.
Die Restaurationsflächen wurden kürzlich bereits zum dritten Mal ausgeschrieben. Laut Finanzdepartement sind fünf Bewerbungen eingegangen, ein Vertragsabschluss wird bis Ende des Jahres angestrebt. Die Eröffnung ist jedoch frühestens für März 2028 geplant.
«Wichtig bleibt, im Dialog zu bleiben und mit verschiedenen Massnahmen zu experimentieren.»
Theres Wernli, Co-Leiterin Stadtteilsekretariat Kleinbasel
Bis dahin muss das K-Haus mit Übergangslösungen arbeiten. Der Bericht empfiehlt den Einsatz von Personal mit Sprachkenntnissen und «Deeskalationsstrategien», das als vermittelnde Instanz zwischen Sozialarbeit und Sicherheitsdienst agieren könnte. Auch mehr Veranstaltungen werden als wünschenswert erachtet, solange sie nicht als «Instrument zur Verdrängung» eingesetzt werden.
Aktuelle Lage bleibt angespannt
Obwohl die Betreiber betonen, die Schilderungen aus dem Bericht seien nicht mehr aktuell und ein von Immobilien Basel-Stadt ausgesprochenes Rayonverbot für die Aussenbereiche habe die Lage beruhigt, reisst die Kette der Vorfälle nicht ab. Erst kürzlich kam es zu Einbrüchen, bei denen Bargeld und Waren gestohlen wurden.
Mit den kälteren Temperaturen im Herbst und Winter dürfte sich der Druck auf den Innenraum des K-Hauses erneut erhöhen. Die Suche nach einem funktionierenden Gleichgewicht zwischen einem offenen Haus für alle und einem sicheren Ort ohne Konflikte bleibt für die Verantwortlichen in Basel die grösste Herausforderung.





