Die Basler Gastronomieszene steht vor erheblichen Herausforderungen. Hohe Mieten, steigende Betriebskosten und ein akuter Fachkräftemangel setzen viele Betriebe unter Druck. Dies zeigt sich auch in den Preisen, die Gäste für ein Mittagessen in der Stadt bezahlen müssen.
Wichtige Erkenntnisse
- Mittagessen für zwei Personen kann über 140 Franken kosten.
 - Hohe Mieten und Nebenkosten belasten Innenstadt-Restaurants stark.
 - Fachkräftemangel führt zu eingeschränkten Öffnungszeiten.
 - Bürokratische Hürden erschweren spontane Konzepte.
 - Persönlichkeit und gute Qualität sind entscheidend für den Erfolg.
 
Ein Mittagessen für 140 Franken: Realität in Basel
Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht die aktuelle Situation: Ein Mittagessen für zwei Personen in einem Basler Gasthaus, bestehend aus Vorspeise (Salat, Lachs), Hauptgang (Kürbisgnocchi, Wiener Schnitzel), Mineralwasser und Kaffee, schlägt mit rund 140 Franken zu Buche. Diese Summe wirft Fragen nach der Leistbarkeit und Fairness der Preise auf.
Das Ambiente war dabei gemütlich, der Service freundlich und schnell. Das Essen wurde als gut bis sehr gut bewertet, das Brot frisch und die Lage mit Rheinblick exzellent. Trotzdem bleibt die Frage: Wer kann sich solche Preise regelmässig leisten?
Faktencheck Gastronomiepreise
- Beispielrechnung: Mittagessen für zwei Personen: 141.90 CHF
 - Inklusive: 2 Vorspeisen, 2 Hauptgänge, 1 Liter Wasser, 2 Kaffees
 - Exklusive: Dessert, Wein
 
Die Belastungen der Gastronomen
Die hohen Preise sind oft eine direkte Folge der immensen Belastungen, mit denen Basler Gastronomen täglich konfrontiert sind. Die Mieten für Lokale in der Innenstadt sind extrem hoch. Hinzu kommen explodierende Nebenkosten, die die Gewinnmargen weiter schmälern.
Ein weiteres grosses Problem ist der Fachkräftemangel. Seit der Coronapandemie hat sich diese Situation verschärft. Viele Betriebe finden nicht genügend qualifiziertes Personal, was zu verkürzten Öffnungszeiten oder sogar zur Schliessung an bestimmten Tagen führt. Der Sonntag ist beispielsweise in Basel zu einer «gastronomischen Wüste» geworden, da viele Restaurants geschlossen bleiben.
«Die Vielfalt in der Basler Gastronomie ist zweifellos da. Von der charmanten Buvette am Rhein über den Italiener im Kleinbasel bis zum afghanischen Restaurant im Gundeli ist alles zu haben.»
Bürokratie und Regulierungen
Die Schweizerische Ordnung, bekannt für ihre Präzision, schlägt sich auch in der Gastronomie nieder. Zunehmende Bürokratie und strenge Regulierungen ersticken oft die Spontanität und Kreativität. Terrassenregeln, Lärmschutzbestimmungen und komplexe Bewilligungsverfahren sind nur einige Beispiele, die den Alltag der Gastronomen erschweren.
Die Angst vor Beschwerden von Anwohnern führt dazu, dass Küchen oft bereits um 21:30 Uhr schliessen müssen. Dies reduziert die potenziellen Einnahmen und macht den Betrieb weniger rentabel.
Erfolgsfaktoren: Persönlichkeit und Qualität
Trotz der schwierigen Umstände gibt es erfolgreiche Gastronomen in Basel. Eine kürzlich veröffentlichte Serie stellte fünf dieser Persönlichkeiten vor: Raphael Wyniger vom Teufelhof, Alexandre Kaden von der Safran Zunft, Hermès Beurret vom Rhyschänzli, die Zwillingsbrüder Thomas und Martin Engler von der Gastrag AG sowie Latifa und Johann Rudolf Meier von der Berest-Gruppe.
Sie alle verbindet eine bedingungslose Liebe zum Geschäft und der Mut, in ihre Konzepte zu investieren. Raphael Wyniger und Alexandre Kaden berichteten, dass sie knapp an einem Konkurs vorbeigeschlittert waren. Solche Geschichten zeigen, wie hart der Wettbewerb ist.
Hintergrund: Die Rolle des Wirts
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die Persönlichkeit des Wirts. Gäste suchen zunehmend ein Erlebnis und schätzen es, wenn sie persönlich begrüsst oder mit Namen angesprochen werden. Ein Wirt, der die Vorlieben seiner Stammgäste kennt, kann auch kleinere Fehler verzeihen lassen.
Diese Autorität baut ein Wirt oder eine Wirtin über Jahre harter Arbeit auf. Ein 14-Stunden-Tag ist in dieser Branche keine Seltenheit. Wenn das Essen wirklich gut schmeckt und der Service stimmt, sind Gäste auch bereit, höhere Preise zu bezahlen.
Der Wandel in der Gastronomielandschaft
Die Gastronomielandschaft in Basel ist einem ständigen Wandel unterworfen. Immer mehr Gastroketten übernehmen traditionelle Lokale, was oft zu einer Zunahme der Anonymität führt. Dies erklärt auch die kurze Halbwertszeit vieler neueröffnender Restaurants.
Konzepte, die nicht überzeugen oder überrissene Preise verlangen, verschwinden schnell wieder vom Markt. Der Markt reguliert sich selbst, und nur innovative Ideen mit hoher Qualität und starker Persönlichkeit können langfristig bestehen.
Was die Politik tun kann
Um die Basler Gastroszene zu stärken, sind weniger bürokratische Hürden und mehr Freiheit für die Betriebe wünschenswert. Eine Vereinfachung der Bewilligungsverfahren, pragmatische Regelungen für Terrassenzeiten und die Förderung von Pop-up-Konzepten und Zwischennutzungen könnten dazu beitragen, die Stadt lebendiger und spontaner zu machen.
Die Vielfalt der Basler Gastronomie, die von charmanten Buvetten am Rhein bis zu Luxusrestaurants wie dem Cheval Blanc reicht, ist ein wichtiges Gut. Es gibt Angebote für jedes Budget, und ein gutes Mittagessen ist auch für 30 oder 40 Franken möglich. Die Herausforderung besteht darin, diese Vielfalt zu erhalten und gleichzeitig faire Bedingungen für Gäste und Gastronomen zu schaffen.
- Mieten: Reduzierung der Belastung durch hohe Innenstadtmieten.
 - Personal: Massnahmen gegen den Fachkräftemangel.
 - Bürokratie: Vereinfachung von Bewilligungen und Regulierungen.
 - Lärmschutz: Pragmatische Lösungen für Terrassen und Öffnungszeiten.
 
Nur durch eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Gastronomen und Gästen kann die Basler Gastronomie ihre Attraktivität und Qualität langfristig sichern.





