Seit die britische Compass Group im Juli den Betrieb der Mensa an der Universität Basel übernommen hat, gibt es Diskussionen unter den Studierenden. Im Zentrum der Kritik stehen veränderte Preise, ein neues Premium-Angebot und die Reduzierung günstigerer Menüs. Die Unzufriedenheit äussert sich unter anderem auf einem anonymen Instagram-Kanal, der die Situation satirisch kommentiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Juli 2024 betreibt die Compass Group die Mensa der Universität Basel.
- Studierende kritisieren die Einführung einer teuren "Premium-Menülinie" für 15.50 Franken.
- Die Anzahl der günstigeren Menü-Optionen wurde von drei auf zwei reduziert.
- Ein anonymer Instagram-Account macht mit Memes auf die Preiserhöhungen und Zusatzkosten aufmerksam.
- Betreiber und Universität verteidigen das neue Konzept als Angebotserweiterung und zur finanziellen Entlastung.
Neuer Betreiber, neue Preise
Der Wechsel des Mensa-Betreibers an der Universität Basel ist bei vielen Studierenden das Gesprächsthema des Semesters. Seit dem Sommersemester ist die Compass Group, ein international tätiges britisches Catering-Unternehmen, für die Verpflegung am Standort Bernoulli verantwortlich. Kurz nach der Übernahme begannen die Diskussionen über das neue Angebot und die Preisgestaltung.
Besonders eine Neuerung sorgt für Unmut: die Einführung einer sogenannten „Premium-Menülinie“. Diese Gerichte kosten 15.50 Franken, ein Preis, der für alle Gäste gilt – auch für Studierende. Damit liegt er deutlich über dem gewohnten Budget vieler Hochschulangehöriger für ein Mittagessen.
Kritik über soziale Medien
Die Kritik an den Veränderungen fand schnell einen kreativen und öffentlichen Kanal. Ein anonymer Instagram-Account namens „uni_basel_memes_“ veröffentlicht seit Ende August satirische Beiträge, sogenannte Memes, die sich mit der neuen Mensa-Situation befassen. Die Posts thematisieren auf humorvolle Weise die wahrgenommenen Missstände.
Ein wiederkehrendes Thema sind die Kosten. So wird beispielsweise kritisiert, dass für jeden einzelnen vegetarischen Bällchen ein Aufpreis von einem Franken verlangt werde. Ein anderer Beitrag scherzt, dass man nach einem Mensa-Besuch keine Ersparnisse mehr habe. Diese Posts erhalten viel Zuspruch und zeigen, dass die Themen viele Studierende beschäftigen.
Wer ist die Compass Group?
Die Compass Group PLC ist ein britisches multinationales Catering-Unternehmen mit Hauptsitz in Chertsey, England. Es ist der grösste Kontrakt-Caterer der Welt und betreibt Restaurants, Cafés und Kantinen in Büros, Fabriken, Schulen, Universitäten, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen. Das Unternehmen ist in rund 45 Ländern tätig.
Die Sicht des Betreibers
Die Compass Group reagiert auf die Vorwürfe und stellt ihre Sicht der Dinge dar. Thomas Luethy, Sprecher der Compass Group Schweiz, erklärte, dass die bisherigen Preise bei der Übernahme der Mensa beibehalten worden seien. Diese Preisstruktur sei in Abstimmung mit der Universität Basel festgelegt worden.
Dem Vorwurf, es gäbe keine Rabatte mehr für Studierende, widerspricht Luethy entschieden.
„Rabatte für Studierende bestehen beim Free-Choice-Menü selbstverständlich weiterhin.“
Laut Luethy zahlen Studierende für dieses Menü 7.50 Franken, während externe Gäste 12.50 Franken bezahlen müssen. Der Rabatt bleibe also bestehen, beziehe sich aber nur auf eine bestimmte Menülinie.
Warum eine Premium-Linie?
Die Einführung der teureren Premium-Menülinie begründet das Unternehmen mit einer Erweiterung des Angebots. Ziel sei es, „auch Mitarbeitenden sowie externen Gästen internationale Gerichte als zusätzliche Wahlmöglichkeit anzubieten“, so Luethy. Diese Linie sei als Ergänzung zum bestehenden Angebot gedacht.
Allerdings berichten Studierende vor Ort, dass diese Ergänzung zu einer Reduzierung an anderer Stelle geführt habe. Statt wie bisher drei günstigeren Menüs zur Auswahl, gebe es nun nur noch zwei. Die Premium-Linie scheint also nicht nur eine Ergänzung zu sein, sondern auch eine der günstigeren Optionen ersetzt zu haben.
Preisvergleich: Mensa vs. Restaurant
Mit 15.50 Franken für ein Premium-Menü nähert sich die Uni-Mensa den Preisen von Mittagsmenüs in regulären Restaurants in Basel an. Viele Gaststätten in der Umgebung bieten Tagesmenüs für 18 bis 25 Franken an, oft inklusive Suppe oder Salat. Der Preisvorteil der Mensa schwindet damit für das Premium-Angebot deutlich.
Stimmen aus der Studierendenschaft
Die Meinungen unter den Studierenden gehen auseinander, doch die Tendenz ist kritisch. Zwei Informatikstudenten erzählen, dass sie die Auswahl im Vorjahr als „super und megalecker“ empfunden hätten. Jetzt sei ein Gericht je nach Wahl deutlich teurer. „Die Kosten häufen sich in kleinen Summen“, bemerkt einer von ihnen. Ein Beispiel: Früher gab es zum Salat kostenlos ein Stück Brot dazu, heute muss dafür extra bezahlt werden.
Ein Student berichtet, er habe „leer geschluckt“, als er an der Kasse den Preis für sein Gericht sah. Er war davon ausgegangen, dass weiterhin alle Menüs den studentischen Preis von 7.50 Franken hätten. Auch Austauschstudenten aus China finden die Preise generell zu hoch für eine universitäre Einrichtung.
Nicht alle sind unzufrieden
Es gibt jedoch auch Studierende, die mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis weiterhin zufrieden sind. Eine Studentin merkt an, dass der Betrieb seit der Einführung des Selbstbedienungskonzepts etwas chaotischer geworden sei. „Sie sind, glaub ich, selber noch etwas am Lernen“, sagt sie über die neuen Betreiber. „Am Anfang war es etwas ein Durcheinander.“
Die Wahrnehmung des Angebots variiert ebenfalls stark. Während einige eine Abnahme bei der Salatauswahl bemängeln, finden andere, dass das Angebot gleich vielfältig geblieben ist.
Universität verteidigt das neue Konzept
Auch die Universität Basel hat sich zu der neuen Preisstruktur geäussert. Matthias Geering, Sprecher der Universität, erklärte gegenüber der „bz Basel“, dass man dem neuen Betreiber erlaubt habe, Zusatzangebote zu einem höheren Preis zu verkaufen. Der Grund dafür sei die finanzielle Entlastung des Betreibers.
Diese Entscheidung unterstützt die Strategie der Compass Group, ein breiteres und preislich gestaffeltes Angebot zu schaffen. Aus Sicht der Universität ist dies ein notwendiger Schritt, um den Mensa-Betrieb wirtschaftlich zu sichern.
Ein Missverständnis um veganen Fisch
Ein weiterer Kritikpunkt auf Instagram bezog sich auf ein Gericht, das als „vegetarische Option“ deklariert war, aber „Fish and Chips“ enthielt. Hierzu liefert die Compass Group eine klare Erklärung.
„Wir möchten festhalten: Wir bieten vegane Fischknusperli an. Dass diese offenbar so authentisch schmecken, dass sie mit Fisch verwechselt werden, freut uns natürlich, es handelt sich aber klar um ein veganes Produkt.“
Dieses Missverständnis zeigt, wie sensibel die Kommunikation rund um das neue Mensa-Angebot ist. Die Diskussionen um Preise, Angebot und Qualität werden die Studierenden und den neuen Betreiber wohl noch eine Weile beschäftigen.