Schafe und Ziegen werden in Basel zunehmend für die Pflege städtischer Grünflächen eingesetzt. Diese Methode fördert die Biodiversität und bietet eine naturnahe Alternative zu maschinellen Mäharbeiten. Die Tiere sind für die Saison 2024 bereits in den Winterurlaub verabschiedet worden, kehren aber im Frühling zurück.
Wichtige Punkte
- Schafe und Ziegen pflegen Basels Grünflächen.
- Diese Methode fördert die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren.
- Die Beweidung ist teurer als maschinelles Mähen, aber ökologisch wertvoller.
- Die Weidesaison endet im Herbst, beginnt aber im Frühling neu.
- Verschiedene Tierarten werden je nach Vegetation eingesetzt.
Naturnahe Landschaftspflege in Basel
Seit 2015 setzt der Kanton Basel-Stadt auf Tiere zur Landschaftspflege. Was als Pilotprojekt begann, ist heute ein fester Bestandteil der Mäharbeiten. Besonders in urbanen Gebieten tragen Schafe und Ziegen dazu bei, Wiesen und andere Flächen naturnah zu erhalten. Diese Methode unterscheidet sich grundlegend vom maschinellen Mähen.
Die Tiere fressen das Gras nicht gleichmässig ab, sondern mosaikartig. Dies führt zu einer abwechslungsreichen Struktur der Vegetation. Solche Strukturen sind für die Artenvielfalt von grosser Bedeutung. Nicht nur Pflanzen, sondern auch Insekten, Spinnen und Reptilien profitieren von dieser naturnahen Pflege.
Faktencheck
- Start des Projekts: 2015 als Pilotprojekt.
- Aktueller Status: Fester Bestandteil der Mäharbeiten im Kanton Basel-Stadt.
- Vorteil: Fördert die Biodiversität durch mosaikartige Beweidung.
Kosten und ökologischer Nutzen
Die tierische Beweidung ist deutlich teurer als das mechanische Mähen. Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei Basel, erklärt, dass die Kosten für die Rasen- oder Wiesenpflege maschinell durchschnittlich 10 Franken pro Quadratmeter betragen. Bei der Beweidung können die Kosten auf 20 bis 25 Franken pro Quadratmeter steigen.
Trotz der höheren Kosten wird die Methode angewendet. Der Grund liegt im positiven Effekt auf die Biodiversität. Trueb betont, dass Basel sich diese Art der Landschaftspflege leistet, «nicht nur weil die Tiere sympathisch und das Vorhaben öffentlichen Zuspruch erfährt, es hat vor allem einen positiven Effekt auf die Biodiversität».
Die Stadtgärtnerei arbeitet eng mit Biologen wie Florian Neumann von Naturpflege Neumann zusammen. Der Kanton Basel-Stadt selbst besitzt keine eigenen Tiere für diese Zwecke. Stattdessen werden Dienstleister beauftragt, die die Tiere bereitstellen und betreuen.
«Wir leisten uns das nicht nur weil die Tiere sympathisch und das Vorhaben öffentlichen Zuspruch erfährt, es hat vor allem einen positiven Effekt auf die Biodiversität.»
Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei
Einsatzorte und Tierarten
Die Auswahl der Tiere hängt von der zu pflegenden Fläche und der Vegetation ab. Für die Pflege von Wiesen werden oft Schafe eingesetzt. Kürzlich waren beispielsweise 15 Walliser Landschafe auf einer Fläche des Familiengartenvereins Milchsuppe nahe der Burgfeldergrenze aktiv. Sie verbrachten dort zwei Wochen, um das Gras abzufressen.
Auf dem Friedhof Hörnli werden ebenfalls Schafe eingesetzt. Dort haben sie die Aufgabe, Brombeeren zurückzudrängen. Für Flächen mit stärkerem Gehölz oder hartnäckiger Vegetation kommen Ziegen zum Einsatz. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Gleisbogen in den Langen Erlen, wo Ziegen die Gehölzreduktion übernehmen.
Hintergrundinformationen
Das Konzept der Naturpflege durch Tiere wird oft als 'Beweidung' oder 'Extensive Weidewirtschaft' bezeichnet. Es ist eine traditionelle Methode, die in den letzten Jahren aufgrund ihrer ökologischen Vorteile wieder an Bedeutung gewonnen hat. Sie hilft, natürliche Lebensräume zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern.
Die Weidesaison und ihre Besonderheiten
Die Weidesaison in Basel neigt sich im Oktober und November dem Ende zu. Für nährstoffarme Weiden ist der zweite Weidegang oft der letzte im Jahr. Florian Neumann erklärt, dass nährstoffreiche Weiden hingegen bis zu dreimal pro Saison beweidet werden können. Dies ist besonders im städtischen Bereich relevant, da die Vegetation hier oft bis in den Winter hinein wächst.
Ein zu frühes Beenden der Beweidung im Herbst könnte dazu führen, dass die Weiden in der nächsten Saison nährstoffreicher werden. Dies ist nicht immer gewünscht, da bestimmte Pflanzenarten auf ein mageres Milieu angewiesen sind. Emanuel Trueb ergänzt: «Gewisse Pflanzen sind angewiesen auf ein mageres Milieu, sonst werden sie von anderen Pflanzen verdrängt.»
Die Tiere werden mit Anhängern zu den Einsatzorten gebracht. Dort wird ein Elektrozaun aufgestellt, um sicherzustellen, dass die Tiere auf der vorgesehenen Fläche bleiben. Informationstafeln klären Passanten über den Zweck der Beweidung auf.
Weitere Anbieter und Einsatzgebiete
Naturpflege Neumann ist nicht der einzige Anbieter dieser Dienstleistungen. Die Schwesterfirma Naturpflege, unter der Leitung von Landschaftsarchitekt Christian Fluri, ist ebenfalls aktiv. Zu ihren Kunden zählen neben der Stadtgärtnerei auch die Christoph Merian Stiftung, die SBB, die BVB und Privatpersonen.
Auch bei Naturpflege Fluri endet die Weidesaison im Oktober. Im kommenden Frühling und Sommer werden jedoch wieder Walliser Landschafe, Engadiner Schafe und Bündner Steinziegen an verschiedenen Orten in Basel zu sehen sein. Dazu gehören das Gellertquartier rund um den Schwarzpark, der Jakobsberg, die Steinerschule auf dem Bruderholz sowie die Entenweidstrasse und der Wasenboden im St. Johann.
Selbst am Rheinufer gibt es Schafe, allerdings handelt es sich hier um elsässische Tiere. Diese werden im Rahmen der sogenannten Ecopaturage von einem französischen Landschaftsarchitekten betreut. Der Geruch der Tiere ist dabei überall gleich: tierisch.
Tiere im Einsatz
- Schafe: Walliser Landschafe, Engadiner Schafe, elsässische Schafe.
- Ziegen: Bündner Steinziegen.
- Spezialfall: Wollschweine für Feuchtflächen (nicht in Basel, aber im Baselbiet).
Vorbereitung auf die Winterpause
Mit dem Ende der Weidesaison gehen die Tiere in die Winterpause. Für viele Baslerinnen und Basler sind die weidenden Tiere ein gewohnter Anblick geworden. Sie tragen nicht nur zur Pflege der Grünflächen bei, sondern sind auch ein beliebter Blickfang im Stadtbild. Die Rückkehr der Tiere im Frühjahr wird bereits erwartet.
Die naturnahe Landschaftspflege durch Schafe und Ziegen ist ein Beispiel dafür, wie ökologische Prinzipien erfolgreich in die städtische Planung integriert werden können. Es zeigt, dass Umweltschutz und städtisches Leben Hand in Hand gehen können.