Rund 400 Gemälde, Skizzen und Zeichnungen, die jahrelang unbeachtet in einem Depot des Basler Finanzdepartements lagerten, sollen nun verkauft werden. Die Werke regionaler Künstlerinnen und Künstler erhalten so eine zweite Chance, ein neues Zuhause zu finden. Der öffentliche Verkauf ist für Ende November auf dem Dreispitzareal geplant.
Wichtige Punkte
- Etwa 400 Kunstwerke aus dem Depot des Basler Finanzdepartements werden verkauft.
- Die Sammlung umfasst Ölbilder, Skizzen und Zeichnungen von regionalen Künstlern.
- Einige Werke gehen an Museen oder den Basler Kunstkredit, andere werden den Künstlern zurückgegeben.
- Rund 300 Bilder kommen in den öffentlichen Verkauf, mit Preisen ab 40 Franken.
- Der Verkauf findet Ende November auf dem Dreispitzareal statt.
Kunstschätze aus dem Verborgenen
Die Kunsthistorikerin Isabel Zürcher bereitet die etwa 400 Kunstwerke für den Verkauf vor. Diese Werke stammen aus dem ehemaligen Besitz des Finanzdepartements des Kantons Basel-Stadt. Sie lagerten über Jahre in einer unscheinbaren Lagerhalle in der Nähe von Basel.
Die Sammlung ist sehr vielfältig. Sie enthält Ölbilder, Skizzen und Zeichnungen. Viele dieser Werke stammen von regionalen Künstlerinnen und Künstlern.
Faktencheck
- Anzahl Werke: Rund 400
- Art der Werke: Ölbilder, Skizzen, Zeichnungen
- Herkunft: Ehemaliger Besitz des Basler Finanzdepartements
- Lagerort: Unscheinbare Halle bei Basel
Die Arbeit der Kunsthistorikerin
Isabel Zürcher ist vom Kanton beauftragt, die wichtigsten Daten zu den Kunstwerken zu erfassen. Bei ihrer Arbeit stösst sie auf viele beeindruckende Stücke. Sie betont, dass die Kollektion voller Schätze ist.
«Es gibt tatsächlich Werke, bei denen man sich fragt, warum die Künstler nicht bekannter sind: Es sind so tolle Bilder!»
Isabel Zürcher, Kunsthistorikerin
Diese Aussage unterstreicht die Qualität einiger unbekannter Werke in der Sammlung. Einige Bilder tragen Signaturen bekannter Basler Künstler, andere sind von rätselhaften Signaturen versehen.
Besondere Entdeckungen
Unter den vielen Kunstwerken gibt es einige, die besonders hervorstechen. Ein Beispiel ist ein Porträt von Hermann Meyer mit dem Titel «Der kleine Walti» aus dem Jahr 1925. Es zeigt einen jungen Buben in vornehmer Kleidung.
Auf der Rückseite des Bildes steht eine persönliche Widmung: «Dem lieben Walti zur Weihnacht 1925». Dieses Detail verleiht dem Werk eine besondere Geschichte und emotionale Tiefe. Der Junge auf dem Bild wirkt trotz seines jungen Alters von etwa fünf oder sechs Jahren wie ein alter Herr. Dieses Porträt ist selten in einer Sammlung, die sonst hauptsächlich Landschaftsbilder umfasst.
Hermann Meyer: Ohne Titel («Der kleine Walti»)
Ein skizzenhaftes Porträt aus dem Jahr 1925. Es zeigt einen jungen Buben. Auf der Rückseite findet sich die Widmung «Dem lieben Walti zur Weihnacht 1925». Es ist eines der wenigen Porträts in der sonst landschaftsdominierten Sammlung.
Weitere bemerkenswerte Werke
Ein weiteres herausragendes Werk ist «Der Drache» von Marguerithe Ammann aus dem Jahr 1958. Dieses farbenstarke Werk ist von der mythischen Basler Figur des Basilisken inspiriert. Es lehnt sich an mechanische Skulpturen, wie die von Jean Tinguely, an.
Marguerithe Ammann war eine Illustratorin für die «Vogue» in London. Ihre Werke sind oft sehr empfindlich. Das Exemplar aus der Sammlung des Finanzdepartements ist jedoch gut erhalten. Dies macht es zu einem besonderen Stück in der Kollektion.
Der Hintergrund des Verkaufs
Die Lagerhalle soll bis Ende November leer sein. Ein Teil der Kunstwerke wird an lokale Museen oder den Basler Kunstkredit übergeben. Andere Werke wurden den Künstlern selbst oder deren Nachfahren zur Rücknahme angeboten. Diese Massnahmen sollen sicherstellen, dass die Kunstwerke weiterhin öffentlich zugänglich sind oder in den Besitz ihrer Schöpfer zurückkehren.
Der Hauptgrund für den Verkauf ist das Fehlen von Know-how und Ressourcen zur fachgerechten Lagerung. David Weber, Mediensprecher des Finanzdepartements, erklärt die Situation:
«Wir haben keinen Auftrag, eine Kunstsammlung zu kuratieren. Es fehlt schlicht das Know-how und die Ressourcen, die Werke fachgerecht zu lagern.»
David Weber, Mediensprecher des Basler Finanzdepartements
Deshalb wird die Sammlung des Departements nun aufgelöst. Es handelt sich um eine pragmatische Entscheidung, um die Kunstwerke in bessere Hände zu geben.
Warum der Verkauf?
- Kein Kurationsauftrag: Das Finanzdepartement hat keinen Auftrag zum Sammeln von Kunst.
- Fehlendes Know-how: Es mangelt an Fachwissen für die Kunstlagerung.
- Ressourcenmangel: Es stehen keine ausreichenden Mittel für eine fachgerechte Lagerung zur Verfügung.
Der öffentliche Verkauf
Nach Abzug der an Museen, den Kunstkredit oder die Künstler zurückgegangenen Werke bleiben rund 300 Bilder übrig. Diese Bilder werden der Öffentlichkeit zum Kauf angeboten. Die Preise für diese Werke variieren stark, von 40 Franken bis zu mehreren Tausend Franken.
Der öffentliche Verkauf findet an zwei Tagen Ende November auf dem Dreispitzareal statt. Dies bietet Kunstliebhabern und Sammlern eine einzigartige Gelegenheit, ein Stück Basler Kunstgeschichte zu erwerben.
Erfahrungen aus früheren Verkäufen
Isabel Zürcher organisierte bereits vor vier Jahren einen ähnlichen Verkauf. Damals wurden Werke des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt angeboten. Die Resonanz war gross.
Lange Schlangen bildeten sich, und die Leute warteten stundenlang, um eines der Bilder zu kaufen. Überraschenderweise waren nicht die bekannten Namen am gefragtesten.
«Die vermeintlich wenig attraktiven Werke regionaler Künstler waren schneller weg als wir schauen konnten.»
Isabel Zürcher, Kunsthistorikerin
Diese Erfahrung zeigt, dass Kunst nicht unbedingt eine prominente Signatur benötigt, um Menschen zu berühren und einen Wert zu haben. Es ist ein Beweis für die Anziehungskraft regionaler Kunst.
Rose-Marie Joray: «Arbeiterhäuser» (1986)
Ein lichtdurchflutetes Aquarell, das typische Arbeiterhäuser im Basler Quartier Breite zeigt. Rose-Marie Joray war lange im Schatten ihrer männlichen Kollegen und hat nur wenige Werke hinterlassen.
Die Zukunft der Kunstwerke
Ein weiteres Beispiel für die Vielfalt der Sammlung ist Hans Sandreuters «Bignasco» von 1896. Es zeigt eine Tessiner Landschaft mit klassizistischen Kompositionselementen. Zwischen den Felsen sind Ziegen zu erkennen. Dieses Werk zählt zu den ältesten der Sammlung und bietet einen Einblick in die frühere Kunstszene.
Isabel Zürcher hofft, dass insbesondere «Der kleine Walti» einen neuen, würdigen Platz findet. Sie ist überzeugt, dass diese Werke einen besseren Ort verdienen als ein dunkles Depot.
Der Verkauf bietet eine Chance, diese Kunstwerke in die Wohnzimmer und Sammlungen von Basler Bürgerinnen und Bürgern zu bringen. So wird die Kunst wieder sichtbar und kann Wertschätzung erfahren.