Die Römerstadt Augusta Raurica erhält fast 30’000 Sammlungsobjekte aus kantonalem Besitz. Die Regierung von Basel-Stadt hat die Übergabe beschlossen, die auf dem kantonalen Museumsgesetz basiert. Bei den Objekten handelt es sich grösstenteils um Keramikscherben, die für die wissenschaftliche Forschung von grosser Bedeutung sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Basler Regierung hat die Übertragung von fast 30’000 Sammlungsobjekten an Augusta Raurica genehmigt.
- Grundlage für den Entscheid ist das kantonale Museumsgesetz, das die Zuständigkeiten für archäologische Funde regelt.
- Der Grossteil der Objekte besteht aus Keramikscherben, die wichtige Einblicke in das römische Alltagsleben ermöglichen.
- Die Übergabe stärkt die Rolle von Augusta Raurica als zentrales Forschungs- und Vermittlungszentrum für die römische Geschichte der Region.
Ein bedeutender Zuwachs für die Forschung
Die Sammlung von Augusta Raurica, einem der wichtigsten römischen Fundorte der Schweiz, wächst um eine beachtliche Anzahl an Artefakten. Wie in einer offiziellen Mitteilung bekannt gegeben wurde, hat die Basler Regierung beschlossen, knapp 30’000 Objekte aus ihren Beständen an die Institution zu übergeben. Dieser Schritt ist das Ergebnis einer rechtlichen Neuordnung und soll die archäologische Forschung in der Region weiter bündeln.
Der Transfer umfasst eine Vielzahl von Fundstücken, wobei Keramikscherben den grössten Anteil ausmachen. Diese Fragmente sind für Archäologen von unschätzbarem Wert. Sie liefern Informationen über Handelsrouten, handwerkliche Techniken und die Ess- und Trinkgewohnheiten der damaligen Bevölkerung.
Was Keramikscherben verraten
Auf den ersten Blick mögen Bruchstücke von Töpferwaren unscheinbar wirken, doch für die Wissenschaft sind sie eine reiche Informationsquelle. Anhand der Zusammensetzung des Tons können Forscher die Herkunft der Gefässe bestimmen und so Handelsbeziehungen über weite Strecken nachvollziehen. Verzierungen und Formen geben Aufschluss über kulturelle Einflüsse und den Wandel von Moden und Technologien.
Die Analyse von Rückständen in den Gefässen kann sogar Aufschluss darüber geben, welche Speisen und Getränke die Römer in Augusta Raurica konsumierten. Jedes einzelne Fragment ist somit ein Puzzleteil, das hilft, das Bild des Lebens in der antiken Stadt zu vervollständigen.
Zahlen und Fakten zur Übergabe
- Anzahl der Objekte: Fast 30’000
- Hauptbestandteil: Keramikscherben
- Rechtliche Basis: Kantonales Museumsgesetz Basel-Stadt
- Empfänger: Römerstadt Augusta Raurica
Die rechtlichen und historischen Hintergründe
Die Übergabe der Sammlungsobjekte ist kein willkürlicher Akt, sondern fusst auf klaren gesetzlichen Regelungen. Das kantonale Museumsgesetz des Kantons Basel-Stadt sieht vor, dass archäologische Funde an die dafür spezialisierten Institutionen übergeben werden. Augusta Raurica ist als zentrales Kompetenzzentrum für die römische Epoche in der Region die logische Empfängerin dieser Objekte.
Dieser Entscheid steht im Einklang mit einer langen Tradition der interkantonalen Zusammenarbeit zum Schutz des römischen Erbes. Bereits 1975 wurde ein wegweisendes Abkommen geschlossen, der sogenannte Römervertrag.
Der Römervertrag von 1975
Der Römervertrag ist eine Vereinbarung zwischen den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Aargau sowie der Stiftung Pro Augusta Raurica und der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel. Ziel des Vertrags ist es, den Schutz der antiken Stätte, die wissenschaftliche Erforschung und die Vermittlung der Geschichte an die Öffentlichkeit gemeinsam zu gewährleisten und zu finanzieren. Die aktuelle Objektübergabe ist ein weiterer Baustein in der Umsetzung dieser gemeinsamen Verantwortung.
Stärkung der Zusammenarbeit
Die Bündelung der archäologischen Sammlungen an einem zentralen Ort hat erhebliche Vorteile. Sie erleichtert den Zugang für Forschende aus aller Welt und ermöglicht umfassendere Studien. Anstatt Bestände an verschiedenen Orten konsultieren zu müssen, finden Wissenschaftler nun eine noch grössere Datenbasis direkt in Augusta Raurica vor.
Zudem stärkt der Schritt die Position der Römerstadt als führendes Zentrum für die Erforschung der römischen Kultur in der Schweiz. Die Institution kann ihre Rolle in der Vermittlung und Bildung noch besser wahrnehmen, indem sie auf eine breitere und tiefere Sammlung zurückgreifen kann.
Die Bedeutung von Augusta Raurica
Augusta Raurica wurde um 44 v. Chr. gegründet und entwickelte sich zu einer blühenden römischen Koloniestadt mit bis zu 20’000 Einwohnern. Heute ist sie eine der am besten erhaltenen römischen Siedlungen nördlich der Alpen und ein Freilichtmuseum von internationalem Rang. Jährlich zieht die Stätte zahlreiche Besucher an, die in die Welt der Römer eintauchen möchten.
Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehören das gut erhaltene Theater, die Überreste des Forums und der Tempel sowie ein nachgebautes römisches Haus, das einen authentischen Einblick in den Alltag gewährt. Der berühmte Silberschatz von Kaiseraugst, der 1962 entdeckt wurde, ist ein weiteres Highlight der Sammlung.
"Die Zusammenführung der Sammlungen ist ein wichtiger Schritt, um die Forschung zu optimieren und das Erbe von Augusta Raurica für zukünftige Generationen zu sichern", heisst es in der Mitteilung von Augusta Raurica.
Was die neuen Objekte für die Zukunft bedeuten
Die fast 30’000 neuen Objekte werden nun in die bestehenden Sammlungen von Augusta Raurica integriert. Dies ist ein aufwendiger Prozess, der Inventarisierung, Katalogisierung und konservatorische Massnahmen umfasst. Langfristig werden die Fundstücke der Forschung zur Verfügung stehen und potenziell auch Teil zukünftiger Ausstellungen sein.
Für die Besucher bedeutet dies, dass sich das Wissen über die römische Stadt stetig erweitert. Neue Erkenntnisse aus der Analyse der Keramikscherben und anderer Objekte könnten in den kommenden Jahren zu neuen Geschichten und Präsentationen im Museum führen. Die Übergabe ist somit nicht nur ein administrativer Akt, sondern ein Versprechen für eine lebendige und fortschreitende Auseinandersetzung mit der römischen Vergangenheit der Region Basel.