Das Jüdische Museum der Schweiz steht kurz vor seiner Wiedereröffnung an einem neuen, geschichtsträchtigen Ort in Basel. Ab dem 30. November wird das Museum in einem umfassend umgebauten Holzgebäude in der Vesalgasse für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Der neue Standort grenzt direkt an das Areal des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs und bietet auf 750 Quadratmetern Platz für eine neue Dauer- und Sonderausstellungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wiedereröffnung: Das Jüdische Museum der Schweiz öffnet am 30. November 2024 seine Türen.
- Neuer Standort: Es befindet sich neu in der Vesalgasse in Basel, in einem sanierten Holzgebäude.
- Ausstellungen: Gezeigt werden eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des Judentums in der Schweiz sowie eine Sonderausstellung mit Werken des US-Künstlers Frank Stella.
- Historischer Kontext: Das Museum wurde 1966 als erstes seiner Art im deutschsprachigen Raum gegründet.
Ein neues Kapitel in der Vesalgasse
Nach einer intensiven Umbauphase hat das Jüdische Museum der Schweiz ein neues Zuhause gefunden. Das sorgfältig renovierte Gebäude in der Vesalgasse bietet dem Museum nun eine Ausstellungsfläche von insgesamt 750 Quadratmetern. Diese Erweiterung ermöglicht eine umfassendere Präsentation seiner bedeutenden Sammlung.
Die Wahl des Standortes ist von besonderer symbolischer Bedeutung. Das Gebäude liegt in unmittelbarer Nähe zum Areal des ehemaligen jüdischen Friedhofs aus dem Mittelalter. Diese geografische Verknüpfung schafft eine direkte Verbindung zwischen der ausgestellten Geschichte und den historischen Spuren jüdischen Lebens in der Stadt Basel.
Die Bedeutung des Standorts
Die Vesalgasse und ihre Umgebung sind tief in der jüdischen Geschichte Basels verwurzelt. Die Nähe zum mittelalterlichen Friedhofsareal ist kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung, die dem Museum eine zusätzliche historische Ebene verleiht und die Besucher direkt mit der Vergangenheit der jüdischen Gemeinde vor Ort verbindet.
Die Dauerausstellung: Eine Reise durch die Zeit
Das Herzstück des neuen Museums ist die komplett überarbeitete Dauerausstellung. Sie nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch die Geschichte des Judentums in der Schweiz, die von der Römerzeit bis in die heutige Zeit reicht. Die Ausstellung ist thematisch in zwei grosse Bereiche gegliedert: Kult und Kultur.
Dieser Aufbau ermöglicht es, sowohl die religiösen Traditionen und Rituale als auch die vielfältigen kulturellen Beiträge und das gesellschaftliche Leben der jüdischen Gemeinschaften in der Schweiz darzustellen. Die Sammlung widmet sich dabei nicht nur der Schweizer Perspektive, sondern stellt auch immer wieder Bezüge zur weltweiten jüdischen Diaspora her.
Von antiken Funden bis zur modernen Identität
Die Ausstellung präsentiert eine Vielzahl von Objekten, Dokumenten und interaktiven Elementen. Besucher können sich über die Entwicklung jüdischer Gemeinden, ihre rechtliche Stellung im Wandel der Zeit und ihre Rolle in der Schweizer Gesellschaft informieren. Der Bogen spannt sich von den ersten nachweisbaren Spuren jüdischen Lebens in der Region bis zu den Herausforderungen und Errungenschaften der Gegenwart.
Ein Pionier im deutschsprachigen Raum
Das Jüdische Museum der Schweiz wurde bereits 1966 gegründet. Es war damit das erste jüdische Museum, das nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum eröffnet wurde. Diese Gründung war ein wichtiges Zeichen für die Sichtbarmachung jüdischer Kultur und Geschichte.
Eröffnung mit internationaler Kunst
Zur feierlichen Wiedereröffnung präsentiert das Museum eine hochkarätige Sonderausstellung. Gezeigt werden Kunstwerke aus der Serie „Polish Village“ des berühmten US-amerikanischen Künstlers Frank Stella. Stella, eine prägende Figur der modernen Kunst, hat sich in dieser Werkserie intensiv mit der Architektur osteuropäischer Holzsynagogen auseinandergesetzt.
Diese Synagogen wurden während des Holocaust fast vollständig zerstört. Stellas Werke sind somit nicht nur künstlerische Meisterwerke, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur. Sie rekonstruieren und interpretieren eine verlorene Welt auf beeindruckende Weise.
Die Wahl von Frank Stellas Werken für die Eröffnungsausstellung unterstreicht den Anspruch des Museums, historische Themen mit zeitgenössischer Kunst zu verbinden und einen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen.
Ein Kunstwerk für die Fassade
Frank Stella hat nicht nur die Eröffnungsausstellung gestaltet, sondern auch ein spezielles Kunstwerk für das Gebäude selbst geschaffen. Das sogenannte Frontispiz an der Fassade des Museums bezieht sich laut Mitteilung auf die Synagoge des Dorfes Jeziory, das im heutigen Weissrussland liegt. Dieses Kunstwerk heisst Besucher willkommen und verweist direkt auf die thematischen Schwerpunkte des Museums.
Die Rolle des Museums heute
Mit dem neuen Standort und den erweiterten Möglichkeiten positioniert sich das Jüdische Museum der Schweiz als ein modernes Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur. Es soll ein offener Ort des Lernens, des Dialogs und der Begegnung sein. Das Museum richtet sich an ein breites Publikum, von Schulklassen über Touristen bis hin zu Einheimischen, die mehr über die facettenreiche jüdische Geschichte der Schweiz erfahren möchten.
Die Institution leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der kulturellen Vielfalt in der Schweiz. Sie zeigt auf, wie die jüdische Gemeinschaft die Geschichte des Landes über Jahrhunderte mitgeprägt hat und bis heute ein integraler Bestandteil der Gesellschaft ist.
- Bildungsauftrag: Das Museum bietet Führungen, Workshops und Bildungsprogramme für verschiedene Altersgruppen an.
- Kultureller Dialog: Durch Wechselausstellungen und Veranstaltungen fördert es den Austausch über aktuelle gesellschaftliche Fragen.
- Bewahrung des Erbes: Die Sammlung sichert und erforscht wichtige Zeugnisse jüdischen Lebens für zukünftige Generationen.
Die Wiedereröffnung am 30. November markiert einen bedeutenden Meilenstein für die Kulturlandschaft in Basel und der gesamten Schweiz. Das neu gestaltete Museum verspricht, ein lebendiger und relevanter Ort zu werden, der Geschichte erlebbar macht.