Das Breite Hotel in Basel feiert sein 20-jähriges Bestehen. Seit zwei Jahrzehnten bietet das nicht gewinnorientierte Integrationshotel Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen. Zum Jubiläum wurde das Haus umfassend renoviert und lädt am kommenden Samstag zu einem grossen Fest ein.
Rund 40 Mitarbeitende mit unterschiedlichen Herausforderungen, wie Lernbehinderungen oder nach einem Burnout, finden hier eine feste Anstellung und ein unterstützendes Umfeld. Das Modell beweist, dass soziale Verantwortung und ein erfolgreicher Hotelbetrieb Hand in Hand gehen können.
Das Wichtigste in Kürze
- 20-jähriges Jubiläum: Das Breite Hotel in Basel feiert zwei Jahrzehnte als erfolgreiches Integrationsprojekt.
- Fokus auf Inklusion: Etwa 40 Menschen mit Beeinträchtigungen sind in Bereichen wie Küche, Service und Hauswirtschaft angestellt.
- Nicht gewinnorientiert: Das Hauptziel ist die Schaffung von Arbeitsplätzen, nicht die Maximierung des Profits. Das Hotel ist weitgehend selbsttragend.
- Grosse Renovierung: Pünktlich zum Jubiläum wurden umfangreiche Umbauarbeiten abgeschlossen, um das Hotel zu modernisieren.
- Öffentliche Feier: Am Samstag findet eine Jubiläumsfeier statt, zu der auch die Nachbarschaft eingeladen ist.
Ein Arbeitsplatz, der mehr als nur ein Job ist
Für viele der Angestellten ist das Breite Hotel mehr als nur ein Arbeitgeber. Es ist ein Ort, an dem sie Wertschätzung erfahren und ihre Fähigkeiten einbringen können, ohne dem Druck des primären Arbeitsmarktes ausgesetzt zu sein. Jasmin, die seit zwei Jahren in der Hauswirtschaft tätig ist, beschreibt den Unterschied deutlich.
«Davor habe ich in einem Altersheim gearbeitet, aber irgendwann gefiel es mir da nicht mehr so gut. Die waren dort einfach nicht geschult für Mitarbeitende mit einer Beeinträchtigung.»
Im Breite Hotel fühlt sie sich verstanden und unterstützt. «Hier will ich bis zur Pensionierung arbeiten», sagt die 44-Jährige. Ihre Aussage unterstreicht die Bedeutung eines angepassten Arbeitsumfeldes, das auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingeht.
Was ist ein Integrationshotel?
Integrationshotels sind soziale Unternehmen, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen beschäftigen. Das Ziel ist es, ihnen eine dauerhafte berufliche Perspektive und eine feste Tagesstruktur zu bieten. Diese Betriebe kombinieren einen professionellen Hotelbetrieb mit einem sozialen Auftrag und werden oft als gemeinnützige Organisationen geführt.
Das Konzept hinter dem Erfolg
Philipp Roggensinger, der Direktor des Hotels, erklärt die Philosophie des Hauses. «Bei uns arbeiten die verschiedensten Menschen», sagt er. «Alle, die zu uns kommen, haben ihren Rucksack zu tragen.» Das Team bietet ihnen die notwendige Struktur und Rücksichtnahme, um im Berufsleben wieder Fuss zu fassen. Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Küche über die Wäscherei bis zum Service.
Der Fokus liegt klar auf der sozialen Mission. «Wir wollen nicht in erster Linie Geld verdienen, sondern Arbeitsplätze schaffen», betont Roggensinger. Obwohl das Hotel weitgehend selbsttragend wirtschaften muss, steht der Mensch im Mittelpunkt. Dieses Modell funktioniert seit 20 Jahren erfolgreich.
Gäste erleben Inklusion oft unerwartet
Viele Gäste buchen ihr Zimmer über Online-Plattformen wie Booking.com und wissen bei ihrer Ankunft nichts von dem besonderen Konzept des Hotels. Laut Roggensinger ist das Feedback jedoch fast durchgehend positiv, sobald die Besucher das integrative Modell kennenlernen.
Nur selten kommt es zu schwierigen Situationen. «Wenn Mitarbeitende mit psychischen Problemen austicken, braucht es Verständnis», erklärt der Direktor. Solche Vorfälle seien aber die Ausnahme. Die positive Resonanz der Gäste zeigt, dass das Konzept im Alltag gut funktioniert und auf breite Akzeptanz stösst.
Zahlen und Fakten zum Breite Hotel
- Gründung: Vor 20 Jahren
- Mitarbeitende mit Beeinträchtigung: Rund 40 Personen
- Tätigkeitsbereiche: Küche, Wäscherei, Hauswirtschaft, Service
- Geschäftsmodell: Nicht gewinnorientiert, weitgehend selbsttragend
- Besonderheit: Bietet einen geschützten Arbeitsrahmen als Alternative zum primären Arbeitsmarkt
Stimmen aus dem Team
Jacqueline ist mit ihren 62 Jahren eine der langjährigsten Mitarbeiterinnen. Seit fast einem Jahrzehnt arbeitet sie in der Küche und ist dort für das Geschirr zuständig. Auch nach all den Jahren kommt sie immer noch gerne zur Arbeit. Auf die Neuerungen durch den Umbau blickt sie gespannt: «Mal schauen, wie das in der neuen Küche wird, jetzt haben wir viel mehr Platz», sagt sie.
Sie schätzt die familiäre Atmosphäre, hat aber auch ihre klaren Vorlieben. «Manchmal nerven sie, wenn sie nonstop reden. Da bin ich sehr empfindlich», meint sie lachend und fügt hinzu, dass dies vielleicht auch am Alter liege.
Die frisch renovierten Räumlichkeiten gefallen ihr ausserordentlich gut. «Alles ist jetzt luxuriöser», stellt sie fest. Die Modernisierung des Hotels ist ein wichtiger Schritt, um auch in Zukunft als professioneller Beherbergungsbetrieb wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein Sprungbrett und ein sicherer Hafen
Das Hotel dient für manche Mitarbeitende als Sprungbrett zurück in den ersten Arbeitsmarkt. Wenn jemand eine externe Stelle findet, ist die Freude im Team gross. «Einerseits geht uns da das Herz auf», sagt Philipp Roggensinger. Gleichzeitig sei jeder Abschied auch mit Wehmut verbunden, da eingearbeitete und geschätzte Kollegen das Team verlassen.
Er vergleicht die Situation humorvoll mit dem Fussball: «Das ist, wie wenn dem FC Basel ein guter Junior weggekauft wird. Nur erhalten wir dafür keine Ablöse.» Dieser Vergleich zeigt die enge Bindung und die Investition, die das Hotel in jeden einzelnen Mitarbeitenden tätigt.
Einladung zur Jubiläumsfeier
Nach stressigen Wochen des Umbaus sind die letzten Vorbereitungen für die grosse Feier am Samstag in vollem Gange. «Es ist alles noch etwas stressig, aber bis zur grossen Party am Samstag sind wir bereit», versichert Roggensinger. Die Feier wird gemeinsam mit dem Breite Zentrum ausgerichtet.
Die Türen öffnen um 11 Uhr. Das Programm bietet Unterhaltung für die ganze Familie:
- Kinderschminken
- Stelzenlaufen
- Musikvorführungen
- Ein Wettbewerb mit einem Brunch als Hauptgewinn
- Kulinarische Häppchen aus der neuen Küche
Der Direktor hofft auf zahlreiche Besucher, insbesondere aus der direkten Umgebung. «Wir hoffen, dass auch möglichst viele Menschen aus der Umgebung vorbeikommen», so Roggensinger. Das Fest ist eine Gelegenheit, das Hotel, sein Team und sein einzigartiges Konzept kennenzulernen.





