Das Schweizer Gastgewerbe erlebt ab dem 1. Januar 2026 eine deutliche Lohnanpassung. Die Mindestlöhne für Mitarbeitende steigen um durchschnittlich 0,2 Prozent. Diese Massnahme ist Teil des Landes-Gesamtarbeitsvertrags (L-GAV) und soll die Attraktivität der Branche weiter stärken, die trotz steigender Logiernächte mit Herausforderungen bei der Personalgewinnung kämpft.
Wichtigste Punkte
- Ab 2026 steigen die Mindestlöhne im Gastgewerbe um rund 0,2 Prozent.
- Neue L-GAV-Regelungen treten für Jahresbetriebe am 1. Januar 2026 in Kraft, für Saisonbetriebe am 1. Mai 2026.
- Der L-GAV finanziert ab 2026 neue Englisch-Sprachkurse für Service- und Réceptionspersonal.
- Trotz mehr Logiernächten sind weniger Mitarbeitende im Beherbergungssektor beschäftigt.
- Die Förderung von Tourismusprojekten durch das Seco zeigt langfristige Erfolge.
Lohnanpassungen und neue Mindestlöhne ab 2026
Die aktuellen Prognosen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zur Jahresinflation bilden die Grundlage für die bevorstehenden Lohnanpassungen. Ab dem 1. Januar 2026 gelten für Jahresbetriebe und ab dem 1. Mai 2026 für Saisonbetriebe neue Mindestlöhne. Dies betrifft alle Kategorien von Mitarbeitenden im Gastgewerbe.
Mitarbeitende ohne Berufslehre erhalten künftig einen monatlichen Mindestlohn von 3713 Franken. Wer ein Progresso-Attest besitzt, darf sich über mindestens 3943 Franken freuen. Für Fachkräfte mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) liegt der neue Mindestlohn bei 4070 Franken, während Inhaber eines Fähigkeitszeugnisses (EFZ) mindestens 4528 Franken verdienen werden.
Fakten zur Lohnentwicklung
- Mitarbeitende ohne Berufslehre: 3713 CHF
- Mit Progresso-Attest: 3943 CHF
- Mit EBA: 4070 CHF
- Mit EFZ: 4528 CHF
- Mit Weiterbildung/Berufsprüfung: 4635 CHF bzw. 5293 CHF
- Praktikanten: 2390 CHF
Für Berufsleute mit zusätzlichen Weiterbildungen oder einer Berufsprüfung steigen die Werte auf 4635 Franken beziehungsweise 5293 Franken. Auch Praktikanten profitieren von der Anpassung; ihr Mindestlohn liegt neu bei 2390 Franken.
Investitionen in Bildung und Sprachkompetenzen
Der L-GAV setzt weiterhin stark auf die Förderung von Aus- und Weiterbildung. Alle bisher subventionierten Bildungsprojekte bleiben auch im kommenden Jahr bestehen. Eine wichtige Neuerung ab 2026 ist die Finanzierung von Fide-Sprachkursen in Englisch.
Diese Kurse richten sich speziell an Mitarbeitende im Service- und Réceptionsbereich. Ziel ist es, die Kommunikationsfähigkeiten mit internationalen Gästen zu verbessern. Dies ist ein entscheidender Schritt, um den Service für die wachsende Zahl internationaler Besucher zu optimieren.
"Die Investition in die Sprachkompetenz unserer Mitarbeitenden ist entscheidend für die Qualität des Gästeerlebnisses. Gerade in einer international ausgerichteten Tourismusdestination wie der Schweiz müssen wir hier auf dem neuesten Stand bleiben."
Die Schweizer Tourismusbranche, als wichtiger Wirtschaftszweig und Aushängeschild des Landes, profitiert von solchen Massnahmen. Sie ist nicht nur ein Jobmotor, sondern auch eine wichtige Integrationsplattform für Fach- und Aushilfskräfte aus dem Ausland.
Herausforderungen und Chancen für die Branche
Obwohl die Zahl der Logiernächte im Jahr 2024 die Werte von 2010 übertraf, ist die Beschäftigung im Beherbergungssektor zurückgegangen. Die Gewinnung von Fachkräften bleibt eine der grössten Herausforderungen für die Schweizer Hotellerie und Gastronomie. Dies erfordert innovative Ansätze und kontinuierliche Investitionen in die Mitarbeitenden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Krankenversicherung für ausländische Fachkräfte. Betriebe stehen hier vor spezifischen Herausforderungen, die eine sorgfältige Koordination erfordern. Experten wie Pascal Graber von der CSS Krankenversicherung betonen die Notwendigkeit klarer Regelungen.
Hintergrund: Seco-Förderung im Tourismus
Seit über 25 Jahren fördert das Seco touristische Innovationen über das Innotour-Programm. Eine aktuelle Evaluation zeigt, dass diese Anschubfinanzierung wirkt: Fast 80 Prozent der unterstützten Projekte werden langfristig weitergeführt. Zwischen 2012 und 2023 trugen die Bundesfördermittel massgeblich dazu bei, wirkungsvolle Tourismusprojekte anzustossen und Netzwerke zu stärken.
Kleine Hotels können ebenfalls von digitalen Lösungen profitieren. Moderne Cloud-Technologien vereinfachen Prozesse, senken Kosten und verbessern das Gästeerlebnis. Dies zeigt, wie wichtig die Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Branche ist.
Blick in die Zukunft: Ausbildung und Marketing
Das Bildungsbarometer 2024 liefert wichtige Einblicke in die Entwicklungen bei Lehrverträgen, Abschlüssen und Weiterbildungen. Es beleuchtet regionale Unterschiede und langfristige Trends, die für die strategische Personalplanung unerlässlich sind.
Marketing spielt ebenfalls eine grosse Rolle. Schweiz Tourismus Deutschland wirbt beispielsweise mit der sechsteiligen Serie "Herzen auf Schienen" für Reisen mit Bahn, Bus und Schiff durch die Schweiz. Diese Kampagne, die auf YouTube verfügbar ist, zeigt die Erlebnisse von vier Liebespaaren und inspiriert potenzielle Gäste zu einer Reise.
Das Schweizer Gastgewerbe vereint wirtschaftliche Stärke mit sozialem Potenzial und ist ein integraler Bestandteil der nationalen Identität. Die bevorstehenden Lohnanpassungen und die verstärkte Förderung der Weiterbildung sind wichtige Schritte, um diese Position zu sichern und weiter auszubauen.





