Basel-Stadt ist einem hohen Erdbebenrisiko ausgesetzt. Dies zeigt ein neues kantonales Erdbebenrisikomodell, das die ETH Zürich in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern entwickelt hat. Die Ergebnisse verdeutlichen die potenziell verheerenden Auswirkungen, die ein starkes Beben wie das von 1356 heute hätte, aber auch moderate Erschütterungen würden erhebliche Schäden und Opfer fordern.
Wichtigste Erkenntnisse
- Basel-Stadt weist ein hohes Erdbebenrisiko auf.
 - Eine Wiederholung des Bebens von 1356 würde Schäden von 17 Milliarden Franken verursachen.
 - Selbst moderate Beben (Magnitude 5.0-5.5) könnten Schäden von über 1 Milliarde Franken zur Folge haben.
 - Das Modell dient als Grundlage für die kantonale Vorsorgeplanung.
 
Historische Gefahr und aktuelle Bedrohung
Das Erdbeben von 1356 bleibt als stärkstes historisch belegtes Beben nördlich der Alpen in Erinnerung. Es zerstörte damals weite Teile Basels und seines Umlands. Diese historische Katastrophe unterstreicht die anhaltende Erdbebengefährdung der Region. Das neue Modell macht nun sichtbar, welche Folgen ein solches Ereignis in der heutigen Zeit hätte.
Die Entwicklung dieses Modells erfolgte im Rahmen eines Forschungsprojekts der ETH Zürich, der EPFL Lausanne, der Universität Basel und der Firma Résonance. Es bietet dem Kanton Basel-Stadt eine fundierte Basis für seine Erdbebenvorsorge und Risikoanalysen. Ziel ist es, die Auswirkungen zukünftiger Beben zu mindern und die Bewältigung zu verbessern.
Faktencheck Erdbeben 1356
- Magnitude: Geschätzt 6.6
 - Datum: 18. Oktober 1356
 - Auswirkungen: Weitreichende Zerstörung in Basel und Umgebung, zahlreiche Todesopfer.
 
Erhebliche Risiken auch bei moderaten Erdbeben
Die Modellrechnungen bestätigen das hohe Erdbebenrisiko für Basel-Stadt. Durchschnittlich werden jährlich wirtschaftliche Verluste von rund 20 Millionen Franken durch Gebäudeschäden erwartet. Diese Zahl zeigt das kontinuierliche Risiko, dem die Stadt ausgesetzt ist.
Besonders alarmierend sind die Szenarien für stärkere Beben. Eine Wiederholung des Erdbebens von 1356 mit einer Magnitude von 6.6 würde heute Gebäudeschäden von rund 17 Milliarden Franken im Kanton Basel-Stadt verursachen. Die menschlichen Kosten wären noch höher: Es wären etwa 1’750 Todesopfer, 13’500 Verletzte und über 93’000 Personen, die Schutz und Unterkunft benötigten, zu erwarten.
„Die Ergebnisse des neuen Erdbebenrisikomodells sind eine wichtige Grundlage für unsere langfristige Vorsorgeplanung. Sie zeigen uns klar auf, wo Handlungsbedarf besteht, um die Bevölkerung und Infrastruktur bestmöglich zu schützen.“
Doch auch weniger starke Erdbeben bergen erhebliche Gefahren. Bei Magnituden zwischen 5.0 und 5.5 sind finanzielle Schäden von über 1 Milliarde Franken möglich. Solche Szenarien würden mehrere Todesopfer, hunderte Verletzte und tausende Schutzsuchende bedeuten. Dies verdeutlicht, dass selbst moderate Beben eine ernste Bedrohung darstellen.
Was ist ein Erdbebenrisikomodell?
Ein Erdbebenrisikomodell kombiniert Daten zur Erdbebengefährdung, Bodenbeschaffenheit, Bauweise, Altersstruktur und Verletzbarkeit von Gebäuden sowie zur Verteilung von Menschen und Werten in einer Region. Es berechnet die wahrscheinlichen Auswirkungen von Erdbeben auf Gebäude und Bevölkerung. Das Basler Modell ist im Vergleich zum nationalen Modell von 2023 stark verfeinert und berücksichtigt lokale Unterschiede bis auf Gebäudeebene.
Grundlage für eine umfassende Vorsorge
Das neue Modell liefert wissenschaftlich fundierte Kennzahlen, die für die kantonale Erdbebenprävention und -vorsorge unerlässlich sind. Der Kanton kann damit eine konkrete Vorsorgeplanung erarbeiten. Dies umfasst verschiedene Massnahmen:
- Abklärung des Bedarfs an Rettungs- und Bergungsgeräten sowie Personal.
 - Festlegung von Notunterkünften für die Bevölkerung.
 - Klärung der Prozesse zur Hilfeleistung von Bund oder benachbarten Kantonen.
 
Die detaillierten Analysen helfen dem Kanton, Risiken gezielt zu erkennen und vorausschauende Massnahmen zu planen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die Resilienz der Stadt gegenüber Naturkatastrophen zu stärken.
Das Modell unterscheidet sich vom nationalen Erdbebenrisikomodell von 2023 durch seine hohe Auflösung. Die Risikoberechnung erfolgt für jedes einzelne Gebäude unter Einbezug detaillierter geophysikalischer 3D-Modelle. Dadurch lassen sich lokale Unterschiede zwischen Wohnvierteln genau abbilden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Resultate auf Wahrscheinlichkeiten basieren und sowohl natürliche als auch modellbedingte Unsicherheiten berücksichtigen. Aussagen zu einzelnen Gebäuden sind jedoch nicht zuverlässig.
Weitere Informationen
Detaillierte Informationen und weitere Szenarien sind auf der Themen-Website «Erdbeben» des Kantons Basel-Stadt verfügbar. Diese Plattform bietet der Öffentlichkeit Zugang zu den Forschungsergebnissen und den geplanten Vorsorgemassnahmen.
Die Erkenntnisse aus diesem Modell werden eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Stadtplanung und der Entwicklung von Sicherheitsstandards spielen. Sie ermöglichen es, gezielt in die Erdbebensicherheit von Gebäuden und Infrastruktur zu investieren.
Fazit und Ausblick
Das neue Erdbebenrisikomodell für Basel-Stadt ist ein entscheidendes Werkzeug im Umgang mit der Erdbebengefahr. Es liefert nicht nur erschreckende Zahlen zu potenziellen Schäden und Opfern, sondern auch die notwendigen Daten für eine proaktive und fundierte Vorsorge. Die Stadt muss nun die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um ihre Bevölkerung bestmöglich zu schützen und die Auswirkungen eines zukünftigen Erdbebens zu minimieren. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und kantonalen Behörden ist dabei von zentraler Bedeutung.





