Eine neue Volksinitiative mit prominenten Unterstützern, darunter die Stararchitekten Herzog & de Meuron, will den Tramverkehr aus dem Herzen Basels verbannen. Die Initiative "GO Basel GO!" fordert die Entfernung von sieben Tramlinien zwischen Barfüsserplatz und Schifflände, um die Innenstadt sicherer und grüner zu gestalten.
Das Komitee schlägt vor, die frei werdenden Flächen in Begegnungszonen mit mehr Grünflächen umzuwandeln. Als alternative Route für die umgeleiteten Trams soll eine ohnehin geplante neue Gleisverbindung in der Petersgasse dienen.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Volksinitiative namens "GO Basel GO!" will sieben Tramlinien aus der Basler Kernzone entfernen.
 - Prominente Persönlichkeiten wie die Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron sowie Crossair-Gründer Moritz Suter unterstützen das Vorhaben.
 - Ziel ist es, die Sicherheit für Fussgänger zu erhöhen und mehr Lebensqualität durch Grünflächen zu schaffen.
 - Eine geplante neue Gleisverbindung in der Petersgasse soll als Ausweichroute für die umgeleiteten Trams dienen.
 
Ein prominentes Komitee für eine neue Stadtvision
Hinter der Volksinitiative "GO Basel GO!" steht eine Gruppe bekannter Basler Persönlichkeiten. Angeführt wird das Komitee von den international renommierten Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Sie setzen sich seit Längerem für eine Neugestaltung des öffentlichen Raums in Basel ein.
Unterstützung erhalten sie von Moritz Suter, dem Gründer der Fluggesellschaft Crossair. Auch politische Vertreter aus verschiedenen Lagern sind an Bord, darunter die Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan, der LDP-Grossrat Michael Hug und der Mitte-Grossrat Franz-Xaver Leonhardt. Weitere Mitglieder sind Mathias F. Böhm, Geschäftsführer von Stadtkonzept Basel, und die ehemalige SP-Grossrätin Salome Hofer.
Persönliche Motivation als Auslöser
Für Moritz Suter war ein persönliches Erlebnis der entscheidende Anstoss für sein Engagement. Er berichtet von einem Fast-Unfall, bei dem er eine ältere Dame davor bewahren konnte, vor ein herannahendes Tram zu stürzen.
"Ich habe die stolpernde Frau gerade noch halten können, bevor sie vor das Tram gefallen wäre. Es ist einfach keine gute Situation", so Suter über die dichte Taktung und die Gefahren für Fussgänger in der Innenstadt.
Auch Architekt Pierre de Meuron äussert sich schon länger kritisch über die aktuelle Verkehrssituation. Er bezeichnete den ständigen Tramverkehr mit den langen Zügen als "störend" und als Hindernis für die Schaffung attraktiver öffentlicher Plätze, wie etwa am Rüdenplatz vor der Hauptpost.
Das Konzept einer autofreien Kernzone
Die Initiative zielt darauf ab, einen rund 600 Meter langen Abschnitt zwischen dem Barfüsserplatz und der Schifflände komplett vom Tramverkehr zu befreien. Dieser Bereich gilt als eine der am stärksten befahrenen Tramstrecken in der ganzen Schweiz.
Die "gelb-grüne Wand"
Der Begriff "gelb-grüne Wand" beschreibt den fast ununterbrochenen Fluss von Trams der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) und der Baselland Transport AG (BLT) durch die enge Innenstadt. Zu Spitzenzeiten entsteht für Fussgänger der Eindruck einer sich bewegenden Mauer, die das Überqueren der Strassen erschwert.
Die Initianten vergleichen ihre Vision mit erfolgreichen Stadtentwicklungsprojekten in anderen europäischen Metropolen wie Paris, Dijon oder Barcelona, wo zentrale Plätze ebenfalls dem Fussgängerverkehr zurückgegeben wurden. Anstelle von Gleisen und Oberleitungen sollen Grünflächen, Bäume und Sitzgelegenheiten entstehen, die zum Verweilen einladen und die Lebensqualität im Stadtzentrum steigern.
Nutzung bestehender Ausbaupläne
Der Vorschlag der Initiative ist eng mit den bestehenden Plänen des Kantons Basel-Stadt verknüpft. Die Regierung plant im Rahmen der Tramnetzentwicklung 2030 ohnehin den Bau einer neuen Gleisverbindung durch die Petersgasse. Diese Strecke ist vorgesehen, um die Innenstadtachse zu entlasten und als Ausweichroute bei Störungen zu dienen.
Das Komitee von "GO Basel GO!" argumentiert, dass diese neue Verbindung ausreicht, um die sieben betroffenen Tramlinien umzuleiten. "Wir haben konservativ geplant", erklärte Pierre de Meuron und betonte, dass man sich auf diese bereits geplante Massnahme stütze.
Politische Vorstösse und bisheriger Widerstand
Die Forderung nach einer Reduzierung des Tramverkehrs in der Basler Innenstadt ist nicht neu. In den vergangenen Jahren gab es bereits mehrere politische Versuche, die Situation zu entschärfen, jedoch waren diese bisher weniger radikal als der aktuelle Vorschlag der Volksinitiative.
Frühere politische Versuche zur Entlastung
Die Debatte über die Tramdichte in der Innenstadt beschäftigt die Basler Politik seit Jahren. Verschiedene Vorstösse aus unterschiedlichen politischen Lagern wurden im Grossen Rat diskutiert, scheiterten aber oft am Widerstand der linken Parteien, die eine Schwächung des öffentlichen Verkehrs befürchteten.
Eine Übersicht der jüngsten Vorstösse:
- Franz-Xaver Leonhardt (Mitte): Reichte 2023 eine Motion ein, die eine Neuordnung der Linien ohne neue Gleise vorschlug. Sein Plan sah vor, die Linie 14 über die Wettsteinbrücke umzuleiten und die Linien 15 und 16 am Steinenberg zu verknüpfen. Der Vorstoss wurde von SP und dem Grünalternativen Bündnis abgelehnt.
 - Joël Thüring (SVP): Forderte rund ein Jahr zuvor, zwei Linien von der Achse Schifflände/Aeschenplatz auf alternative Routen zu verlegen. Auch seine Motion scheiterte am Widerstand von links und fand auch bei der LDP keine Unterstützung.
 - Raphael Fuhrer (Grüne): Sein Anzug, der die Regierung beauftragte, Verlagerungsmöglichkeiten ohne wesentliche Verschlechterung des ÖV-Angebots zu prüfen, wurde im April mit grosser Mehrheit überwiesen und ist derzeit noch in Bearbeitung.
 
Die neue Volksinitiative geht nun einen entscheidenden Schritt weiter als alle bisherigen Vorschläge. Sie fordert nicht nur eine Reduzierung, sondern eine vollständige Entfernung der Trams aus der Kernzone. Mit der breiten und prominenten Unterstützung hoffen die Initianten, den nötigen Rückhalt in der Bevölkerung zu finden, um ihre Vision für das Herz von Basel umzusetzen.





