Die Volksinitiative «GO Basel GO!», die eine tramfreie Innenstadt fordert, stösst auf vehementen Widerstand. Die Interessengemeinschaft für den öffentlichen Verkehr (IGöV) Nordwestschweiz bezeichnet das Vorhaben als «extrem radikales Projekt» und warnt vor weitreichenden negativen Folgen für den Nahverkehr in Basel.
Wichtige Punkte
- Die Initiative «GO Basel GO!» fordert die Entfernung von sieben Tramlinien im Bereich Barfüsserplatz und Schifflände.
 - Die IGöV Nordwestschweiz kritisiert das Projekt als «Mogelpackung» und befürchtet längere Fahrzeiten sowie eine schlechtere Erreichbarkeit der Innenstadt.
 - Die von den Initianten vorgeschlagene Umleitung über den Petersgraben ist im Initiativtext nicht verbindlich.
 - Experten warnen vor erheblichen Mehrkosten und einem «Kahlschlag» für das Basler Tramnetz, falls die alternativen Routen nicht realisiert werden können.
 
Ein radikaler Eingriff ins Basler Tramnetz
Die Initiative «GO Basel GO!», unterstützt von Persönlichkeiten wie Herzog & de Meuron und Moritz Suter, strebt eine «lebendigere» und «lebenswertere» Innenstadt an. Dazu sollen die Tramlinien zwischen Barfüsserplatz und Schifflände, einer der am stärksten frequentierten Abschnitte des BVB- und BLT-Netzes, entfernt werden. Insgesamt wären sieben Tramlinien betroffen.
Thomas Noack, Präsident der IGöV Nordwestschweiz, äussert sich besorgt. Er sieht in der Initiative ein «extrem radikales Projekt», das in krassem Gegensatz zur Entwicklung in anderen europäischen Städten stehe, die neue Tramlinien bis in ihre Zentren bauen. Die IGöV bezeichnete die Initiative in einer Mitteilung vom Freitag als «Mogelpackung».
«Hände weg von dieser teuren und unsinnigen Initiative ohne Nutzen für die Kunden und Kundinnen des öffentlichen Verkehrs.»
Faktencheck
- Betroffene Linien: Sieben Tramlinien zwischen Barfüsserplatz und Schifflände.
 - Initianten: Unter anderem Stararchitekten Herzog & de Meuron, Aviatikunternehmer Moritz Suter und Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan.
 - Ziel: Eine «lebendigere» und «lebenswertere» Basler Innenstadt.
 
Zweifel an alternativen Routen und deren Verbindlichkeit
Die Initianten schlagen eine alternative Linienführung über den Petersgraben vor, um die Innenstadt zu entlasten. Sie knüpfen damit an das kantonale Projekt «Tramnetz 2030» an, welches diese neue Streckenführung bereits vorsieht. Konkret sollen die Linien 16 und E11 künftig über den Petersgraben fahren. Doch der politische Prozess für das «Tramnetz 2030» ist noch nicht abgeschlossen, und die Zustimmung der Bevölkerung ist ungewiss.
Noack weist darauf hin, dass die alternative Streckenführung über den Petersgraben im Initiativtext keinerlei Verbindlichkeit besitzt. «Was ist, wenn die Basler Stimmberechtigten die ‹GO Basel GO!›-Initiative annehmen, die Streckenführung über den Petersgraben jedoch ablehnen?», fragt er. Dies könnte zu einem «Kahlschlag für das Basler Tramnetz» führen.
Mehr Linien über den Petersgraben als geplant
Die Initiative geht sogar noch weiter als der Vorschlag des «Tramnetz 2030». Sie fordert, dass künftig die Linien 6, 8 und 11 ebenfalls über den Petersgraben zur Schifflände geführt werden. Die Linien 1, 2 und 15 sollen über den Wettsteinplatz umgeleitet werden. Zu diesen umfassenden alternativen Streckenführungen fehlen laut Noack jedoch grundlegende betriebliche Abklärungen bezüglich der Kapazität.
Hintergrund: Tramnetz 2030
Das kantonale Projekt «Tramnetz 2030» ist ein langfristiger Plan zur Optimierung des Basler Tramnetzes. Es sieht unter anderem eine neue Linienführung über den Petersgraben vor, um Engpässe zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Das Projekt befindet sich noch in der politischen Abstimmung.
Deutliche Nachteile für ÖV-Nutzer
Die IGöV Nordwestschweiz sieht in der Initiative ausschliesslich Nachteile für die Nutzer des öffentlichen Verkehrs. Es wird mit einer deutlichen Fahrzeitverlängerung auf den Durchmesserlinien gerechnet. Zudem müssten Fahrgäste, die beispielsweise an einer möglichen Haltestelle auf der Lyss aussteigen, eine «nicht unerhebliche Höhendifferenz» überwinden, um zum Marktplatz zu gelangen.
Dies würde die Erreichbarkeit der Innenstadt erheblich verschlechtern. Der Verband betont, dass das bestehende Tramnetz sehr gut frequentiert und bewährt sei. Eine Aufwertung der Innenstadt sei auch unter Beibehaltung des Trams möglich, beispielsweise durch den Bau eines Brunnens auf dem Barfüsserplatz, so Noack.
Kosten und öffentlicher Nutzen
Noack befürchtet zudem, dass die Umsetzung der «GO Basel GO!»-Initiative zu viel höheren Kosten führen wird als angenommen. Er zieht Parallelen zur Neugestaltung der Freien Strasse und argumentiert, dass die Ausgaben «in keinem Verhältnis zum öffentlichen Nutzen» stünden. Das Konzept des «Tramnetz 2030» hingegen biete eine «Entlastung für die Innenstadt und zusätzliche Netzflexibilität».
- Fahrzeitverlängerung: erwartet auf Durchmesserlinien.
 - Höhenunterschied: Fusswege zu Zielen wie dem Marktplatz würden schwieriger.
 - Kosten: Deutlich höhere Kosten als angenommen befürchtet.
 
Die Diskussion um die Zukunft des Basler Tramnetzes bleibt damit ein zentrales Thema, das weitreichende Konsequenzen für die Mobilität und die Lebensqualität in der Stadt haben wird.





