Die Rodung eines parkähnlichen Gartens an einer historischen Villa in Liestal, die im Besitz der Familie Xhaka ist, hat behördliche Abklärungen ausgelöst. Kanton und Stadt prüfen nun, ob die Baumfällungen am Holderstöckliweg zulässig waren. Das Grundstück ist Teil eines Quartiers, das im Bundesinventar der schützenswerten Bauten aufgeführt ist.
Wichtige Punkte
- Die Familie Xhaka hat in Liestal eine Villa mit grossem Garten erworben.
- Grosse Teile des Baumbestands wurden Ende September gerodet.
- Das Quartier ist im Bundesinventar der schützenswerten Bauten (Isos) gelistet.
- Stadt Liestal und Kanton Baselland prüfen die Rechtmässigkeit der Rodung.
- Die Eigentümer begründen die Rodung mit Sicherheitsbedenken aufgrund des schlechten Zustands der Bäume.
Umfassende Rodung in Liestal
Ende September wurden in Liestal grosse Teile eines Gartens an einer Villa am Holderstöckliweg gerodet. Anwohner berichteten, dass Baumpfleger an einem Montagmorgen die Arbeiten begannen. Am Abend desselben Tages sei der gesamte Garten verschwunden gewesen, so eine Anwohnerin. Lediglich Efeu und Baumstümpfe blieben übrig.
Die betroffene Liegenschaft war rund zwei Jahre lang unbewohnt. Gerüchte über einen Kauf durch die Familie von Fussballstar Granit Xhaka kursierten im Quartier. Diese Gerüchte haben sich bestätigt.
Faktencheck: Eigentümer der Villa
Ein Blick ins Grundbuchregister zeigt: Die Villa und das dazugehörige Grundstück gehören der Generation Immobilien AG. Im Verwaltungsrat dieser Aktiengesellschaft sitzen Taulant Xhaka, Granit Xhaka und ihr Vater Ragip Xhaka als Präsident. Es ist üblich, dass Profifussballer in Immobilien investieren.
Das Grundstück und seine Pläne
Das Haus, Baujahr 1915, verfügt über eine Grundstücksfläche von rund 2600 Quadratmetern. Der Geschäftsführer der Generation Immobilien AG erklärte auf Anfrage, die Familie Xhaka beabsichtigt, die historische Villa sorgfältig aufzuwerten. Ziel sei es zudem, «in diesem schönen Umfeld zusätzlichen Wohnraum zu schaffen».
Die Rodung der Bäume erfolgte offenbar rasch. Dies führte zu Fragen und Unmut bei den Anwohnern, die daraufhin die Stadt Liestal kontaktierten. Die Situation wird nun von den Behörden geprüft.
Schutzstatus des Quartiers
Die Stadt Liestal besitzt keine eigene Baumschutzverordnung. Grundstücksbesitzer dürfen in ihren Gärten grundsätzlich frei handeln. Trotzdem hat die Rodung am Holderstöckliweg zu intensiven Gesprächen zwischen der Stadtverwaltung und dem Kanton geführt. Der Grund dafür ist die besondere Bedeutung der Liegenschaft.
Hintergrund: Bundesinventar der schützenswerten Bauten
Die Villa und das gesamte Quartier mit mehreren Liegenschaften sind seit 2003 im Bundesinventar der schützenswerten Bauten (Isos) aufgeführt. Diese Villen im neoklassizistischen oder Heimatstil wurden zwischen 1913 und 1923 erbaut. Obwohl die Xhaka-Villa bisher weder kommunal noch kantonal unter Schutz gestellt wurde, ist das Bundesinventar für Kantone und Gemeinden relevant.
Das Bundesinventar beschreibt den Holderstöckliweg als Standort von «repräsentativen Villen in grösseren Gartenanlagen mit Weitwirkung». Das Quartier ist im Inventar mit dem höchsten Erhaltungsziel vermerkt. Dies bedeutet, dass die Substanz der Bauten und Freiräume zu erhalten ist. Ein Urteil des Bundesgerichts bestätigt, dass Kantone und Gemeinden das Isos berücksichtigen müssen, auch wenn es nicht direkt verbindlich ist.
Rechtliche Relevanz des Bundesinventars
In einem früheren Fall in Zürich-Fluntern entschied das Bundesgericht, dass Gemeinden und Kantone das Interesse am Schutz von Gebäuden gegen andere Interessen abwägen müssen. Dazu gehören auch die Schaffung von Wohnraum und die innere Verdichtung. Bei Bauten mit dem «Erhaltungsziel A» ist das Schutzinteresse von grossem Gewicht.
Zusätzlich ist der Garten der Liegenschaft am Holderstöckliweg auf der schweizerischen Liste der historischen Gärten und Anlagen (Icomos) aufgeführt. Diese Liste hat ebenfalls keine Rechtskraft, kennzeichnet Gärten aber als «möglicherweise schutzwürdig».
Bedenken der Anwohner und behördliche Reaktion
Eine Anwohnerin betonte gegenüber dieser Zeitung, dass die Bäume im grossen Garten nicht nur eine grüne Oase waren. Der kleine Park habe das Quartier auch vor dem Lärm des Zugverkehrs geschützt. Sie räumte ein, dass im Garten viel Wildwuchs und sicherlich auch kranke Bäume vorhanden waren, die gefällt werden mussten. Die nahezu vollständige Rodung sorgte jedoch für grossen Unmut in der Nachbarschaft.
Stadtverwalter Cemi Thoma bestätigte auf Anfrage, dass Liestal nach der Rodung Gespräche mit dem Eigentümer aufgenommen hat. Er teilte mit: «Das Fällen von weiteren Bäumen bis zum Abschluss der Gespräche wurde gestoppt.» Thoma fügte hinzu: «Ob die Bäume unerlaubterweise gefällt wurden, ist Gegenstand der Abklärungen.» Ein konkretes Bauvorhaben liegt der Stadtverwaltung derzeit nicht vor.
Kantonale Beteiligung und Sicherheitsbegründung
Auch der Kanton Baselland, vertreten durch die kantonale Denkmalpflege, ist in die Abklärungen involviert. Mediensprecherin Andrea Tschopp bestätigte, dass der Kanton ebenso wie die Stadt von der Rodung überrascht wurde. Sie äusserte, das Vorgehen entspreche nicht dem Sinn einer als schutzwürdig eingetragenen Umgebung. «Mit der Eigentümerschaft war abgemacht, dass er sich noch einmal mit dem Kanton austauscht, bevor etwas am Haus oder Garten gemacht wird.» Ein Termin sei bereits fixiert gewesen.
Die Generation Immobilien AG begründet die schnelle Rodung mit Sicherheitsbedenken. Der Geschäftsführer erklärte, ein grosser Teil des Baumbestands sei nach Jahren unzureichender Pflege in einem schlechten Zustand gewesen. Bereits 2024 mussten demnach mehrere Bäume gefällt werden, nachdem Anwohner auf konkrete Gefahren hingewiesen hatten.
- 2024: Mehrere Bäume mussten aufgrund von Gefahrenhinweisen gefällt werden.
- Ende August 2025: Starke Stürme führten zu weiteren Astabbrüchen.
- Folge: Das Sicherheitsrisiko für Personen und Gebäude war nicht mehr tragbar.
Dies habe die umfangreiche Rodung notwendig gemacht. Vier Tage vor Beginn der Arbeiten informierte das Architekturbüro Fortuna, das denselben Geschäftsführer wie die Generation Immobilien AG hat, die Anwohner schriftlich über die bevorstehenden Rodungsarbeiten. Im Schreiben hiess es: «Um weiterhin die Sicherheit gewährleisten zu können, wurde beschlossen, einige Bäume zurückzuschneiden bzw. zu roden.»
Eine Woche nach den Arbeiten ist lediglich die Hecke zu den Bahngleisen hin erhalten geblieben. Die Eigentümer erklärten, die Situation für diese verbleibenden Bäume werde nun mit der Stadt beurteilt. Die Sicherheit stehe für die Firma an erster Stelle. Neben der verbleibenden Hecke befindet sich nun eine Brache. Ein Unwetter in der Nacht auf Montag liess zudem den Zaun am Holderstöckliweg umkippen. Das Efeu, das den Zaun noch hielt, verlor ohne die Bäume seinen Halt.