Basel steht vor einer potenziell weitreichenden Veränderung: Eine Volksinitiative fordert eine tramfreie Innenstadt. Visionäre wie der renommierte Architekt Jacques Herzog sehen darin die Chance, das Stadtzentrum zwischen Barfüsserplatz und Schifflände in eine weitläufige Flanierzone zu verwandeln. Die Initiative «Go Basel Go!» schlägt vor, die traditionellen Tramlinien aus diesem Bereich zu entfernen und stattdessen Platz für Grünflächen, Cafés und barrierefreie E-Shuttles zu schaffen.
Wichtige Punkte
- Die Initiative «Go Basel Go!» setzt sich für eine tramfreie Innenstadt zwischen Barfüsserplatz und Schifflände ein.
 - Architekt Jacques Herzog ist ein prominenter Befürworter und sieht eine einzige grosse Flanierzone.
 - Vorgeschlagen werden mehr Grünflächen, Cafés und der Einsatz von E-Shuttles.
 - Die Basler Handelskammer fordert schnellere und unbürokratischere Umsetzung von Visionen.
 - Die Debatte beleuchtet den generellen Umgang Basels mit grossen städtebaulichen Projekten.
 
Vision einer autofreien Promenade
Die Idee einer tramfreien Innenstadt ist nicht neu, gewinnt aber durch die Initiative «Go Basel Go!» und prominente Unterstützung an Fahrt. Jacques Herzog, Mitbegründer des Architekturbüros Herzog & de Meuron, ist einer der Hauptakteure hinter dieser Vision. Er stellt sich vor, wie sich die Innenstadt von Basel, insbesondere der Bereich vom Barfüsserplatz bis zur Schifflände, grundlegend wandeln könnte. Seine Augen leuchten, wenn er über das Potenzial seiner Heimatstadt spricht.
Herzog visualisiert eine «einzige Flanierzone», wo heute Trams verkehren. Er skizziert auf Servietten verschobene Tramhaltestellen und zählt Restaurants auf, die ihre Terrassen auf die Gasse erweitern könnten. Überall entstünden neue Grünzonen mit Bäumen, Brunnen und Bänken. Das Ziel ist klar: Mehr Raum für Menschen, weniger Lärm und eine höhere Lebensqualität im Herzen Basels.
«Ohne Drämmli sehe ich eine einzige Flanierzone zwischen Barfi und Schifflände», erklärt Jacques Herzog mit grosser Überzeugung.
Interessanter Fakt
Die autofreie Innenstadt in Basel war einst selbst eine Vision. Bereiche wie der Münsterplatz oder die Freie Strasse waren früher von parkenden Autos und Blechlawinen geprägt. Heute ist ein Fahrverbot dort undenkbar, was zeigt, dass mutige Visionen erfolgreich umgesetzt werden können.
Erfolgreiche Transformationen in Basel
Basel hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass es grosse Visionen in die Realität umsetzen kann. Die Umwandlung des Münsterplatzes von einem Parkplatz zu einem autofreien Bereich ist ein prominentes Beispiel. Auch die Freie Strasse, einst stark vom Verkehr belastet, wurde erfolgreich umgestaltet und aufgewertet. Diese Projekte zeigen, dass die Stadt bereit ist, sich für eine verbesserte Lebensqualität einzusetzen.
Auch im Bereich der grenzüberschreitenden Mobilität gibt es Erfolgsgeschichten. Die Tramlinien 8 nach Deutschland und 3 nach Frankreich gelten als Vorzeigeprojekte für eine trinational und umweltfreundlich erreichbare Region. Das Kleinbasler Rheinufer hat sich mit seinen Treppen, Buvetten und Sitzgelegenheiten in den letzten Jahren ebenfalls zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Diese Beispiele stärken die Argumente der Befürworter, dass auch eine tramfreie Innenstadt machbar wäre.
Städtebauliche Meilensteine
- Novartis Campus: Ein städtebaulicher Triumph, der das Stadtbild prägt.
 - Roche-Türme: Moderne Wahrzeichen, die Basels Skyline definieren.
 - Kunstmuseum Erweiterungsbau: Zieht Touristen aus aller Welt an und stärkt Basels kulturelle Bedeutung.
 
Herausforderungen bei Grossprojekten
Trotz der Erfolge in der Vergangenheit stossen neue, mutige Ideen in Basel oft auf Widerstand oder langwierige Prozesse. Martin Dätwyler, Direktor der Basler Handelskammer (HKBB), äussert den Wunsch nach einer schnelleren und unbürokratischeren Umsetzung von Projekten. Er kritisiert, dass es bei manchen Visionen, wie dem S-Bahn-Herzstück, jahrelang an Leadership fehlte. Das S-Bahn-Herzstück ist ein planerisches Trauerspiel, das bereits Millionen von Franken verschlungen hat, ohne dass bisher ein Meter Schiene verlegt wurde.
Ein weiteres Beispiel ist der Streit um Gateway Basel-Nord, ein trimodales Containerterminal, das im Hafenviertel Kleinhüningen entstehen soll. Obwohl das Hafenareal grosses Potenzial für eine städtebauliche Aufwertung bietet, schwelt der Konflikt seit Jahren. Solche Erfahrungen zeigen, dass Visionen allein nicht ausreichen; es braucht auch einen effektiven Dialog und die Bereitschaft aller Beteiligten, gemeinsame Lösungen zu finden.
Hintergrundinformationen
Das Projekt «Birsigparkplatz» ist ein weiteres Beispiel für gescheiterte Visionen. Der Kanton hatte schlicht vergessen, das angedachte Begrünungsprojekt dem Grossen Rat vorzulegen, was letztlich zur definitiven Einstellung führte. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung und Kommunikation bei städtebaulichen Vorhaben.
Der Weg zur tramfreien Innenstadt
Die Diskussion um eine tramfreie Innenstadt ist reizvoll und könnte ein Meilenstein in Basels Stadtentwicklung sein. Es ist eine Frage des Mutes seitens der Initianten und der Dialogbereitschaft von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung. Nicht jede Idee ist sofort umsetzbar oder mehrheitsfähig, und manchmal werden Projekte auch falsch angegangen. Doch die Geschichte zeigt: Wer gross denkt, erreicht oft auch Grosses.
Die Initiative «Go Basel Go!» fordert eine offene Debatte, in der die besten Argumente gewinnen sollen. Eine autofreie Zone mit E-Shuttles, mehr Grün und Raum für Begegnungen könnte das Stadtzentrum neu beleben und Basel als attraktiven Lebens- und Aufenthaltsort weiter stärken. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese spannende Diskussion in den kommenden Monaten entwickeln wird und ob Basel den Mut aufbringt, diese Vision in die Tat umzusetzen.





