Die Volksinitiative «Go Basel Go!» schlägt eine tramfreie Innenstadt für Basel vor und stösst damit auf breites Interesse. Während Gewerbe und Wirteverband grundsätzlich positiv reagieren, betonen Senioren- und Behindertenorganisationen die Notwendigkeit barrierefreier Lösungen. Die Diskussion um die Zukunft der Basler Innenstadt ist damit in vollem Gange.
Wichtige Punkte
- Die Initiative «Go Basel Go!» fordert eine Basler Innenstadt ohne Trams.
- Gewerbe- und Wirteverband sehen Chancen für eine Attraktivitätssteigerung.
- BLT unterstützt visionären Ansatz im Rahmen des «Tramnetz 2030».
- Senioren- und Behindertenverbände fordern ein zuverlässiges Shuttlesystem.
- Erreichbarkeit für ÖV-Nutzer und Zulieferer muss gewährleistet bleiben.
Gewerbe und Gastronomie sehen Potenzial
Der Gewerbeverband Basel-Stadt und der Wirteverband Basel-Stadt begrüssen die Initiative «Go Basel Go!» mit Interesse. Sie sehen in einer tramfreien Innenstadt die Möglichkeit, den öffentlichen Raum aufzuwerten und damit neue Impulse für das lokale Gewerbe zu schaffen. Eine attraktivere Innenstadt könnte Basel als Einkaufs- und Ausgehdestination stärken.
Der Wirteverband Basel-Stadt äussert sich besonders positiv. Man sehe «vor allem Chancen» und die Betriebe könnten von grösseren Terrassenflächen profitieren. Dies würde die Aufenthaltsqualität erheblich verbessern und die Innenstadt als Veranstaltungsort attraktiver machen.
Faktencheck
Die Initiative «Go Basel Go!» zielt darauf ab, die Basler Innenstadt von Tramlinien zu befreien. Dies könnte zu einer signifikanten Umgestaltung des Stadtbildes führen und neue Nutzungsmöglichkeiten für den öffentlichen Raum eröffnen.
Wichtige Vorbehalte bei der Umsetzung
Trotz der positiven Grundhaltung äussern beide Verbände auch Vorbehalte. Die konkrete Umsetzung sei entscheidend. Der Gewerbeverband betont, dass die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr sowie für Zulieferer weiterhin gewährleistet sein muss. Man werde die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und sich für eine KMU-freundliche Lösung einsetzen.
Ähnlich argumentiert der Wirteverband: «Für uns ist die konkrete Umsetzung entscheidend: Die Zentrumsfunktion und die Erreichbarkeit von Basel müssen gestärkt werden.» Es gehe darum, die Innenstadt nicht nur schöner, sondern auch weiterhin funktional zu gestalten.
Verkehrsbetriebe sehen Synergien mit «Tramnetz 2030»
Die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) zeigen sich zurückhaltend, aber offen gegenüber der Initiative. Sie stehen «grundsätzlich allen Bestrebungen offen gegenüber, die die herausfordernde Verkehrssituation mit diversen Tramlinien in der Innenstadt entlasten».
Die BVB sieht Parallelen zu ihrem eigenen Projekt «Tramnetz 2030». Dieses Projekt, der wichtigste ÖV-Ausbauschritt der kommenden Jahre, sieht unter anderem eine neue Tramverbindung am Petersgraben vor. Eine solche Verbindung wäre laut BVB entscheidend für die Umsetzbarkeit einer tramfreien Innenstadt, da sie zur Entlastung beitrüge.
Hintergrund: Tramnetz 2030
Das Projekt «Tramnetz 2030» der BVB und BLT plant eine umfassende Entwicklung des Tramnetzes. Ein zentraler Punkt ist die Tramverbindung Petersgraben. Diese soll die Innenstadt entlasten, die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Trams verbessern und eine leistungsfähige Verbindung vom Universitätsgebiet zu den Spitälern und dem Bahnhof SBB schaffen.
Die Baselland Transport AG (BLT) reagiert offensiver. Die BLT steht der Volksinitiative «positiv gegenüber». Sie sei «visionär, bietet städteräumliche Qualität und entspricht in Teilen der Tramnetzentwicklung 2030». Die geplante Tramstrecke im Petersgraben trage massgeblich zur Entlastung der Innenstadt bei und sorge für mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.
Zugänglichkeit für alle: Die Shuttle-Frage
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist die Frage der Zugänglichkeit für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Michael Harr, Geschäftsleiter bei Pro Senectute beider Basel, begrüsst die Idee einer grünen Oase in der Innenstadt. Er warnt jedoch: «Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen muss die Innenstadt zugänglich bleiben.»
Die Initianten der Volksinitiative planen ein Shuttlesystem für die künftig tramfreie Innenstadt. Harr lobt diesen Ansatz, betont aber, dass es «keine Alibiübung sein» dürfe. Viele Fragen sind noch offen, etwa die Kosten für den Transport oder die genauen Betriebszeiten des Shuttles.
«Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen muss die Innenstadt zugänglich bleiben.»
Offene Fragen zum Shuttledienst
Michel Rusterholtz von der IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel teilt diese Ansicht. Er sieht die Idee eines Shuttledienstes für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen als gut an, gibt aber zu bedenken: «Doch so einfach ist das nicht.»
Es müssen Details geklärt werden, wie die Beförderung von Rollstuhlfahrenden sichergestellt wird. Auch die Betriebszeiten des Shuttles – tagsüber, abends und an Wochenenden – sind entscheidend. Ein umfassendes und verlässliches Konzept ist unerlässlich, um die Akzeptanz bei allen Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten.
- Wie wird der Transport von Rollstühlen geregelt?
- Welche Kosten entstehen für die Nutzer des Shuttles?
- Wie lange am Tag wird der Shuttledienst angeboten?
- Gibt es an Wochenenden und Feiertagen ein Shuttleangebot?
Die Volksinitiative «Go Basel Go!» hat eine wichtige Debatte angestossen. Die Vision einer tramfreien Innenstadt bietet viele Chancen, birgt aber auch Herausforderungen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die offenen Fragen gelöst werden und ob Basel tatsächlich eine Innenstadt ohne Trams erhalten wird.





